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Leipziger analysieren Genome von Pest-Opfern

  • Dienstag, 10. September 2024
/science photo, stockadobecom
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Leipzig – Eine Arbeitsgruppe um Harald Ringbauer vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie aus Leipzig will in den kommenden Jahren die vollständigen Genome von 500 Opfern des sogenannten Schwar­zen Todes – der Pest – aus dem Jahr 1350 analysieren.

Diese Infektionskrankheit tötete im Mittelalter laut der Gruppe etwa die Hälfte der europäischen Bevölkerung. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert das Projekt namens „Epidemic“.

„Zwar gibt es Hinweise darauf, dass der Schwarze Tod dauerhafte Veränderungen in den Genen unseres Im­munsystems ausgelöst hat, die auch heute noch von Bedeutung sind", hieß es aus Leipzig.

Allerdings seien sich die Experten nicht einig, wie die spärlichen Daten zu interpretieren seien, so dass ein genaues Verständnis der generellen Auswirkungen der Pest auf das menschliche Genom bisher nicht möglich gewesen sei.

Um diese Lücken zu schließen, wollen Ringbauer und sein Team die Genome von 500 Opfern des Schwarzen Todes aus St. Pölten, Österreich, sequenzieren und analysieren.

Ausgrabungen auf dem Domplatz der Stadt brachten in den vergangenen Jahren einen mittelalterlichen Fried­hof mit fast 22.500 Skeletten ans Licht. Mehr als 500 von ihnen wurden in drei Massengräbern beige­setzt.

Forscher des Leipziger Instituts haben die Todesursache aufgedeckt: In den menschlichen Überresten identi­fizierten sie DNA von Yersinia pestis, die exakt mit dem Stamm übereinstimmt, der die erste Pestwelle aus­löste.

„Unser erstes großes Ziel ist es, die einmalige Chance zu nutzen, die uns die große Zahl der jetzt identifizier­ten Opfer des Schwarzen Todes bietet, um besser zu verstehen, in welcher Beziehung diese Menschen, die alle im Jahr 1350 starben, zu den heute in Europa lebenden Menschen stehen“, erläuterte Ringbauer.

In einem zweiten Schritt will die Arbeitsgruppe anhand der Genome der Opfer des Schwarzen Todes spe­zifische genetische Merkmale identifizieren, die mit einer erhöhten Anfälligkeit oder Resistenz gegen die Krankheit einhergehen.

„Die große Stichprobengröße ermöglicht es uns, diese Varianten zu finden und erstmals die direkten Auswir­kungen des Schwarzen Todes auf die menschliche Genetik gründlich zu untersuchen und möglicherweise wichtige genetische Informationen zu entdecken, die für aktuelle und zukünftige Krankheitsausbrüche von Bedeutung sind“, so Ringbauer.

hil

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