Leitlinien zur Behandlung von Bluthochdruck mit großen Unterschieden

Essen – Weltweit verfügbare Leitlinien zur Blutdruckbehandlung unterscheiden sich gleich in mehreren Punkten. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Universität Duisburg-Essen (UDE) (BMJ Open, 2021; DOI: 10.1136/bmjopen-2020-039597).
Demnach würde gemäß aktueller amerikanischer Leitlinien fast der Hälfte aller Personen im Alter von 45 bis 75 Jahren eine medikamentöse Behandlung empfohlen. Wendet man hingegen aktuelle europäische und internationale Leitlinien an, gilt die Empfehlung nur für etwa ein Viertel.
Ein ähnliches Bild ergab die Analyse bei bereits mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelten Personen: Gemäß aktueller amerikanischer Leitlinien wäre bei mehr als zwei Dritteln der Blutdruck noch nicht ausreichend gesenkt, während dieser Anteil gemäß aktuellen europäischen und internationalen Leitlinien lediglich bei 50 Prozent liegt.
Die Unterschiede erklären die Studienautoren mit der Auswahl der Probanden. So beruhen die Empfehlung der amerikanischen Leitlinien vor allem auf Studien, die bereits behandelte Bluthochdruckpatienten einschlossen.
„Obwohl Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigen, dass das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte bereits bei Blutdruckwerten über 130/80 mm Hg erhöht ist, fehlen randomisierte placebokontrollierte Studien,“ sagte Studienautorin Janine Gronewold vom UDE-Lehrstuhl für vaskuläre Neurologie, Demenz und Altersforschung.
Solche Studien könnten klären, ob die Risikoreduktion die Nebenwirkungen blutdrucksender Medikamente bei Personen mit Blutdruckwerten 130-160/80-110 mm Hg überwiege.
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