Medizin

Leptospirose: Der Erreger, der aus dem Schlamm kommt

  • Montag, 19. Oktober 2015

Berlin – Die Leptospirose ist keineswegs eine exotische Erkrankung, die nur auf Fernreisen erworben wird. Zu den meisten Infektionen kommt es in Deutschland durch den Kontakt mit Abwässern oder Schlämmen, die mit dem Urin von infizierten Nagern kontaminiert sind. Auch Pferde und Hunde kommen laut einem Bericht im Epidemiologischen Bulletin (2015; doi: 10.17886/EpiBull-2015-012) als Überträger infrage.

Dem Robert Koch-Institut werden jährlich zwischen 37 und 166 Leptospirosefälle übermittelt. Mehr als drei Viertel der Infektionen werden im Inland erworben. Im letzten Jahr erkrankten nachweislich 160 Menschen: Darunter waren 45 Erdbeerpflücker, die sich bei zwei Ausbrüchen in den Landkreisen Oldenburg und Cloppenburg infizierten. Zwei Jugendliche im Alter von 13 und 15 Jahren steckten sich vermutlich beim Geocaching in einer Kanalröhre an.

Andere Ausbrüchen traten in den letzten Jahren nach Sportveranstaltungen (Triathlons) auf. Der gemeinsame Nenner ist der Kontakt der nackten Haut mit Wässern oder Schlämmen, die mit dem Urin von infizierten Nagern verunreinigt sind. Bei Starkregen und aus überfließenden Kanalisationsrohren gelangen die Bakterien, die aufgrund ihrer korkenzieherartigen Form zu den Spirochäten gehören, an die Oberfläche. Gefährdet sind laut dem Robert Koch-Institut auch Kanalarbeiter, Laborpersonal sowie Landwirte und Tierärzte.

Die Erreger dringen über kleine Hautverletzungen in den Körper ein. Auch die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund sind mögliche Eintrittspforden. Dieser Infektionsweg könnte bei Kontakt mit Pferden oder Hunden eine Rolle spielen, die neuen Untersuchungen zufolge häufiger als erwartet mit Leptospiren infiziert sind. Die Seroprävalenz (die auch abgeklungene Infektionen erfasst) lag bei Pferden bei 4,5 Prozent und bei Hunden sogar bei 29,8 Prozent.

Das klinische Bild der Leptospirose ist ausgesprochen vielseitig und reicht von milden, grippeähnlichen Symptomen bis hin zu fulminant verlaufenden septischen Erkran­kungen. Der klassische Morbus Weil mit der Trias aus Nierenversagen, Ikterus und Splenomegalie, ist nur eine von vielen Formen der Erkrankung. Bei schweren Erkrankung kann es auch zu Meningoenzephalitis oder zu pulmonalen Hämorrhagien mit respiratorischer Insuffizienz kommen.

Das Robert Koch-Institut gibt in einem Ratgeber für Ärzte einen Überblick zu Diagnose und Therapie, sowie zu Präventionsmaßnahmen. Den Haltern von Hunden wird eine Impfung ihrer Tiere nahegelegt. Ein Impfstoff für Menschen ist in Deutschland nicht zugelassen.

rme

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