Liquid Biopsy: Zirkulierende Tumor-DNA korreliert mit Rezidivrisiko bei frühem Hochrisiko-Brustkrebs

Chicago – Eine Subgruppenanalyse der internationalen PENELOPE-B-Studie bei Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem (HR+), HER2-negativen (HER2–) frühem Brustkrebs zeigt: Findet sich nach Abschluss einer neoadjuvanten Chemotherapie noch zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA), so ist das Risiko für ein frühes Rezidiv deutlich erhöht. Das gilt auch für ctDNA nach Abschluss von Operation ± Radiotherapie und während einer endokrinen Therapie ± Palbociclib.
Hormonrezeptorpositive Mammakarzinome können Jahre oder sogar Jahrzehnte nach Diagnose und Behandlung der primären Erkrankung erneut auftreten. Eine Resterkrankung, die nicht durch lokoregionale Therapien wie Operation und Bestrahlung entfernt werden kann, ist Voraussetzung für das Wiederauftreten. Tumorzellen im Blut sind an der frühen Verbreitung des Malignoms beteiligt.
Die Daten der Subgruppenanalyse der PENELOPE-B-Studie hat Nicholas C. Turner, Professor am Royal Cancer Hospital in London, bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vorgestellt (DOI 10.1200/JCO.2023.41.16_suppl.502, Abstract 502).
In der internationalen Studie, an der deutsche Zentren maßgeblich beteiligt waren, wurde untersucht, ob Frauen mit frühem, HR+ HER2– Mammakarzinom und residueller invasiver Erkrankung nach neoadjuvanter Chemotherapie von dem CDK4/6-Inhibitor Palbociclib zusätzlich zu einer endokrinen Therapie (ET) profitieren.
In der aktuellen, beim ASCO vorgestellten Analyse war die Frage, ob sich mit ctDNA-Tests eine Gruppe von Patientinnen mit zu erwartendem Vorteil durch Palbociclib selektieren lassen könnte. 129 Teilnehmerinnen hatten bei Aufnahme in die Studie noch keine endokrine Therapie erhalten und sie wurden für die ctDNA-Analysen ausgewählt.
Bei 78 von ihnen – repräsentativ für die Gruppe der ET-naïven Teilnehmerinnen – erfolgte eine ctDNA-Bestimmung im Blutplasma nach neoadjuvanter Chemotherapie und lokoregionärer Behandlung (Basiswert), außerdem vor Beginn von Zyklus 7, zum Ende der Behandlung und bei einer Progression. Die mediane Beobachtungszeit betrug 42,9 Monate.
Hohe Sensitivität des ctDNA-Tests für Prädiktion von Frührezidiven
Bei 7 Teilnehmerinnen wurde ctDNA nach Abschluss der neoadjuvanten Chemotherapie und Operation nachgewiesen. Sie hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für ein invasives Mammakarzinom als Patientinnen ohne ctDNA zur Baseline (Faktor 8,8; p < 0,0001).
Ebenso war der Nachweis von ctDNA zu Beginn von Zyklus 7 (4 Patientinnen) mit einem höheren Risiko für ein invasives Tumorrezidiv assoziiert (Faktor 25,5; p < 0,0001).
Von den 7 Teilnehmerinnen mit positivem Basis-ctDNA-Befund waren 2 zu Beginn von Zyklus 7 ctDNA-negativ. Sie waren für 30 Monate rezidivfrei geblieben, aber eine Patientin bekam später doch noch ein Rezidiv.
3 von 4 Patientinnen mit positiver ctDNA zu Zyklus 7 erlitten innerhalb von 25 Monaten einen Rückfall mit invasivem Karzinom. Von den 12 Patientinnen wiederum, die innerhalb von 24 Monaten Fernmetastasen entwickelten, hatte es nur bei 4 ein positiven Basis-ctDNA-Befund gegeben und bei 3 zu Beginn von Zyklus 7.
Fazit: Schätzungen zufolge bekommt jede dritte Frau mit frühem, HR+/HER– Mammakarzinom und einer invasiven Resterkrankung nach neoadjuvanter Chemotherapie ein Rezidiv. Das Risiko lässt sich durch Liquid Biopsy zumindest für das Frührezidiv besser abschätzen. Der Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA nach neoadjuvanter Behandlung oder Operation ist mit einem sehr hohen Risiko für ein Rezidiv innerhalb von 12 Monaten unter endokriner Therapie assoziiert.
Bei endokrin unvorbehandelten Patientinnen wirke eine anschließende adjuvante Standard-ET also nur begrenzt. In Bezug auf spätere Rezidive (≥ 24 Monate) sei die Sensitivität der ctDNA zumindest in dieser Studie gering, auch wegen der geringen Gesamtzahl und dem noch vergleichsweise kurzen Follow-up, sagte Turner.
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