Lithium in Studie auch bei Kindern sicher und effektiv
Baltimore – Lithium, eines der ältesten und weiterhin effektivsten Medikamente zur Behandlung bipolarer Störungen, wurde erstmals in einer randomisierten placebokontrollierten Studie an Kindern und Jugendlichen untersucht. Die in Pediatrics (2015; doi: 10.1542/peds.2015-0743) vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass das Mittel sicher und effektiv ist, auch wenn langfristige Erfahrungen noch fehlen.
Die „anti-manischen“ Wirkungen von Lithiumsalzen wurden bereits Ende der 1940er Jahre beschrieben. Heute wird es vor allem zur Rezidivprophylaxe eingesetzt. Effektivität und Sicherheit sind durch zahlreiche kontrollierte Studien belegt. Dort nahmen jedoch in der Regel nur erwachsene Patienten teil. Da die therapeutische Breite von Lithium gering ist, sind die meisten Kinderpsychiater zurückhaltend bei der Verordnung.
Das US-National Institute of Child Health and Human Development hat deshalb eine randomisierte klinische Studie organisiert, an der erstmals nur Kinder und Jugendliche teilnahmen. Eingeschlossen waren 81 Patienten im Alter zwischen 7 und 17 Jahren, bei denen eine Bipolare Störung diagnostiziert worden war: 53 Patienten wurden mit Lithium behandelt. Die anderen 28 Patienten erhielten Placebo. Endpunkt war die Young Mania Rating Scale.
Wie Robert Findling vom Johns Hopkins Children's Center in Baltimore und Mitarbeiter berichten, kam es unter der Lithiumbehandlung zu einer stärkeren Verbesserung als unter Placebo. Der Unterschied betrug am Ende der Studie 5,41 Punkte auf der 60 Punkte-Skala und war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,51 bis 10,50 Punkten signifikant. In der Clinical Global Impression-Skala wurde die Situation bei 47 Prozent der Patienten als „sehr viel besser“ eingestuft als zu Beginn der Behandlung. In der Placebo-Gruppe traf diese Einschätzung nur bei 21 Prozent der Patienten zu.
Auch hinsichtlich der Sicherheit gab es während der acht-wöchigen Behandlung keine Überraschung. Unter der Therapie mit Lithium kam es zu einem leichten Anstieg der Thyrotropinkonzentration. Sie weist auf eine Störung der Hormonproduktion der Schilddrüse hin, wie sie auch bei Erwachsenen unter der Lithiumbehandlung nachgewiesen wurde. Eine Gewichtszunahme, eine häufige Nebenwirkung einer langfristigen Lithiumtherapie, war nach acht Wochen noch nicht erkennbar. Die Patienten sollen weiter beobachtet werden, um Aufschluss über die langfristige Sicherheit von Lithium im Kindesalter zu erhalten.
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