Medizin

Long COVID: Viele jüngere Patienten haben nach milden Erkrankungen Residualsymptome

  • Donnerstag, 24. Juni 2021
/dusanpetkovic1, stock.adobe.com
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Bergen – Viele Patienten erholen sich auch nach einer milden COVID-19-Erkrankung nur langsam. In einer Kohortenstudie aus Norwegen litt 6 Monate nach der Erkrankung noch jeder 2. Patient an Residu­alsymptomen. Betroffen waren nach der Publikation in Nature Medicine (2021; DOI: 10.1038/s41591-021-01433-3) auch jüngere Patienten. Nur bei Kindern scheint Long COVID selten zu sein.

Dass Patienten sich nur langsam von einer schweren Virusinfektion erholen, ist nicht ungewöhnlich. Nach einer Grippe oder einer Epstein-Barr-Erkrankung kommt es häufiger zu Residualsymptomen, die über viele Monate anhalten können. Bekannt ist auch, dass Intensivpatienten nach der Entlassung mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, vor allem wenn sie beatmet werden mussten. Dass die Beschwerden einer COVID-19 über das Ende der Infektion hinaus anhalten können, ist deshalb nicht verwunderlich.

Ungewöhnlich ist dagegen, dass es bei COVID-19 auch nach milden Verläufen häufiger zu Residual­symptomen kommt, so auch in einer Kohorte von 312 Patienten, die ein Team um Nina Langeland von der Universität Bergen in Norwegen seit ihrer Erkrankung im letzten Jahr begleitet. Es handelt sich um 82 % aller dokumentierten COVID-19-Erkrankungen, die während der 1. Welle in der zweitgrößten Stadt des Landes dokumentiert wurden.

Von den 312 Patienten waren 247 nur leicht an COVID-19 erkrankt. In dieser Gruppe klagten bei einer Untersuchung nach 6 Monaten noch 136 Patienten (55 %) über Residualsymptome: Am häufigsten waren Fatigue (30 %), Geschmacks- und/oder Geruchsstörungen (27 %), Konzentrationsstörungen (19 %), Gedächtnisstörungen (18 %) und Dyspnoe (15 %).

Auch bei den jungen Erwachsenen (im Alter von 16 bis 30 Jahren) hatten 52 % nach 6 Monaten noch Symptome. Dazu gehörten Geschmacks-/Geruchsverlust (28 %), Fatigue (21 %), Dyspnoe (13 %), Konzen­trationsstörungen (13 %) und Gedächtnisstörungen (11 %).

Nur die 16 Kinder unter 15 Jahren hatten die Infektion gut verkraftet. Nur 2 der jüngeren Patienten (13 %) klagten nach 6 Monaten noch über Geschmacks- und/oder Geruchsstörungen. Einer hatte außerdem Magenbeschwerden.

Dass die Patienten zu der Nachuntersuchung eingeladen und intensiv nach ihren Beschwerden befragt wurden, könnte natürlich dazu geführt haben, dass die Symptome genauer und intensiver beschrieben wurden. Nicht jeder der Betroffenen dürfte von sich aus einen Arzt aufgesucht haben.

Dass auch eine milde COVID-19 Nachwirkungen haben kann, dürfte angesichts der hohen Inzidenz jedoch außer Zweifel stehen. Für einen Zusammenhang mit der Infektion spricht auch, dass die bei den Patienten bestimmten Antikörpertiter mit den Beschwerden korrelierten. Weitere Risikofaktoren für ein Long-COVID waren Asthma oder andere vorbestehende chronische Lungenerkrankungen.

rme

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