Long COVID: Xenon-MRT macht Störungen der Lungenfunktion sichtbar

Oxford – Die anhaltenden Atembeschwerden, über die viele Patienten mit Long COVID klagen, sind möglicherweise Folge von mikrostrukturellen Diffusionsstörungen, die britische Mediziner in einer laufenden Studie mit der Xenon-Magnetresonanztomografie (Xe-MRT) nachgewiesen haben, einer experimentellen Variante der Kernspintomographie.
Das Xe-MRT wurde bereits Mitte der 1990er-Jahre entwickelt, hat sich aber bisher in der Klinik nicht durchgesetzt. Die Geräte sind mit speziellen Spulen (Coil) ausgestattet, die die Konzentration des Edelgases Xenon messen können. Xenon diffundiert wie Sauerstoff durch die Wände der Alveolen in die Blutgefäße der Lungen.
Mit dem Xe-MRT kann deshalb eine gestörte Sauerstoffaufnahme gezeigt werden, zu der es beispielsweise bei einer Lungenfibrose kommt. Die Lungenfibrose ist eine bekannte Komplikation nach schweren Verläufen von COVID-19. Sie wird in der Computertomografie oder einer Röntgenaufnahme sichtbar. Bei Patienten mit Long COVID-Beschwerden gibt es hier in der Regel keine Befunde.
Im letzten Jahr hatte ein Team um Fergus Gleeson von der Universität Oxford bereits zeigen können, dass Patienten, die sich von einer schweren COVID-19-Pneumonie erholt hatten, nach einem halben Jahr noch Veränderungen im Xenon-MRT hatten, die auf längerfristige Störungen des Gasaustauschs in den Lungen hinweisen (Radiology 2021; DOI: 10.1148/radiol.2021210033).
Jetzt haben die Forscher die Untersuchung bei 11 Patienten wiederholt, die nur leicht an COVID-19 erkrankt waren, danach aber über anhaltende Luftnot klagten (durchschnittlicher Dyspnoe-Score 9 von 21 Punkten, wobei höhere Werte eine stärkere Luftnot anzeigen).
Die Patienten hatten sich an ein Behandlungszentrum für Long COVID gewendet. Dort wurden keine Zeichen einer Lungenfibrose im Röntgenthorax oder im CT gefunden. Im Xenon-MRT hatten dann jedoch 7 der 11 Patienten einen deutlich eingeschränkten Gasaustausch. Der Quotient „RBC:TP“, der dies anzeigt, unterschied sich laut Gleeson kaum von einer 2. Gruppe von 12 Patienten, die Monate nach einer schweren COVID-19-Pneumonie noch unter Atemnot litten. Er wich jedoch deutlich von den Normalbefunden ab, die in einer 3. Gruppe von gesunden Personen gefunden wurden.
In den Tests zur Lungenfunktion waren keine Unterschiede erkennbar. Forciertes expiratorisches Volumen (FEV) und forcierte Vitalkapazität (FVC) waren bei beiden Gruppen mit Long COVID gleich. Der Kohlenmonoxid-Transferfaktor (TLCO) war bei den Long COVID-Patienten ohne Pneumonie in der Vorgeschichte etwas geringer.
Die Ergebnisse der Studie sind noch frisch. Die Publikation war am Wochenende lediglich als Text auf der Seite der Universität Oxford publiziert (also noch nicht einmal im Preprint vorhanden). Die Zahl der untersuchten Patienten ist sehr gering. Weiterreichende Schlüsse sind deshalb noch verfrüht.
Der verminderte Quotient „RBC:TP“ – er zeigt an wie viel Xenon von den Lungen (TP) bereits in den Blutkreislauf (RBC) gelangt ist – deutet laut Gleeson jedoch auf „mikrostrukturelle“ Veränderungen hin. Sie könnten durch Mikrothromben verursacht worden sein, aber auch durch eine Verdickung der Alveolarmembran. Im schlimmsten Fall wäre dies Anzeichen einer Fibrose, die zu einer dauerhaften Verschlechterung der Lungenfunktion führen könnte.
Die EXPLAIN-Studie soll fortgesetzt werden. Das Ziel ist, 200 Patienten mit Long COVID und Atemnot mit 50 Patienten zu vergleichen, die sich vollständig von COVID-19 erholt haben. Als 3. Gruppe sollen 50 Patienten untersucht werden, die keine Atemnot aber andere Long COVID-Symptome wie etwa einen „Brain Fog“ haben. In einer Vergleichsgruppe sollen 50 Personen ohne Long COVID untersucht werden.
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