Luftverschmutzung kann Geburtsgewicht senken

London – Eine vermehrte Feinstaubexposition durch den Straßenverkehr während der Schwangerschaft, nicht aber eine vermehrte Lärmexposition hat in einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie das Risiko auf eine Mangelgeburt erhöht. Laut der Publikation im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2017; 359: j5299) könnten im Großraum London 3 Prozent aller Geburten mit zu niedrigem Geburtsgewicht auf eine Feinstaubexposition der Schwangeren zurückzuführen sein.
Etwa jedes fünfte Kind in England wird in Greater London geboren, zu dem neben der britischen Hauptstadt die umgebenden überwiegend urbanen Regionen gehören. Die Bevölkerung ist hier einer erhöhten Schadstoffbelastung durch den Straßenverkehr ausgesetzt. Der durchschnittliche Feinstaubgehalt der Luft lag in den Jahren 2006 und 2011 bei 14 µg/m3 (und damit unter den geltenden EU-Grenzwerten von 25 µg/m3), in einigen Stadtteilen jedoch erheblich darüber.
Ein Team um Mireille Toledano vom Imperial College London hat die Schadstoffbelastung am Wohnsitz von 540.000 Frauen mit Einzelschwangerschaften errechnet und die Ergebnisse mit Gestationsalter und Geburtsgewicht in Beziehung gesetzt. Die Forscher bedienten sich dabei einer speziellen Software, die die Daten der Messstationen mit Luftbewegungen in Beziehung setzt und damit die Schadstoffbelastung an allen Orten der Stadt mit einer Auflösung von 20 mal 20 Metern errechnet.
Vor allem die Feinstaubbelastung erhöhte die Zahl der Kinder, die ein zu niedrigeres Geburtsgewicht (LBW) hatten oder für ihr Gestationsalter zu klein waren (SGA) waren. Für den Interquartilsabstand (das ist das Intervall, in dem die mittleren 50 Prozent der Stichprobenelemente liegen) ermittelt Toledano ein um 2 bis 6 Prozent erhöhtes Risiko auf eine LBW-Geburt und ein um 1 bis 3 Prozent erhöhtes Risiko auf eine SGA-Geburt.
Dies bedeutet, dass etwa 3 Prozent aller LBW-Fälle in London auf eine Feinstaubexposition (PM 2,5) von mehr als 13,8 µg/m3 zurückzuführen sind. Jede Senkung der Feinstaubbelastung um 10 Prozent würde etwa 90 LBW-Fälle verhindern, schätzt Toledano. Bezogen auf etwa 135.000 Kinder, die jährlich im Großraum London zur Welt kommen, wäre dies zwar ein kleiner, aber statistisch signifikanter Unterschied.
Für die Lärmbelastung durch den Straßenverkehr konnte Toledano im Gegensatz zu früheren Studien aus Kanada und Dänemark übrigens keinen Einfluss auf das Geburtsgewicht nachweisen.
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