Medizin

Lungenkrebs: Nutzen des CT-Screening steigt bei hohem Ausgangsrisiko

  • Donnerstag, 18. Juli 2013

Bethesda – Obwohl das US-National Cancer Institute in einer Studie zweifelsfrei belegen konnte, dass ein jährliches CT-Screening die Sterberate am Lungenkrebs senkt, hat sich die Früherkennung aufgrund einer hohen Rate von falschpositiven Befunden nicht durchsetzen können. Im New England Journal of Medicine (NEJM 2013; 369: 245-254) beschreiben die Forscher jetzt Untergruppen mit einem günstigeren Nutzen-Risikoverhältnis.

Der National Lung Screening Trial (NLST) hatte gezeigt, dass eine jährliche Spiral-Computertomographie mit niedriger Strahlendosis die Lungenkrebssterblichkeit von Hochrisikopatienten um 20 Prozent senken kann. Als Hochrisikopatienten definiert wurden aktive oder ehemalige Raucher mit einer Exposition von mindestens 30 Packungs-Jahren, also beispielsweise 30 Zigaretten am Tag über 10 Jahre oder 10 Zigaretten am Tag über 30 Jahre.

Doch auch für diese Personen bleibt die Teilnahme eine schwierige Entscheidung. Nach den jetzt von Stephanie Kovalchik und Mitarbeitern vom National Cancer Institute vorgestellten Ergebnissen nach 3 Screening-Runden, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass das Screening bei einem Teilnehmer einen Lungenkrebs verhindert, gerade einmal 0,003 Prozent. Dies entspricht einer Number Needed to Screen von 302 Personen, auf die einer kommt, dem durch die CT-Untersuchungen (und der anschließenden Behandlung) ein Tod am Lungenkrebs erspart bleibt.

Falschpositive Befunde sorgen für Verunsicherung
Auf jeden verhinderten Lungenkrebstod kamen jedoch 108 Personen, bei denen durch das Screening ein Krebsverdacht ausgelöst wurde, der sich nicht bestätigte. Diese falschpositiven Befunde können nicht nur Ängste auslösen, zur weiteren Klärung des Befundes werden auch Punktionen oder operative Explorationen notwendig, die nicht ohne Risiko sind.

Die US-Experten haben die Daten der Studie deshalb erneut ausgewertet und die Hochrisikopatienten dabei in fünf gleich große Gruppen mit ansteigendem Lungen­krebsrisiko (vor Screening) verteilt. Dies geschah mittels komplexer Berechnungen der bekannten Risikofaktoren wie Zahl der täglich gerauchten Zigaretten, Dauer des Rauchens, Zeitraum seit dem Raucherstopp, aber auch Alter, Geschlecht und Asbest-Exposition.

Das 5-Jahres-Risiko am Lungenkrebs zu erkranken betrug in der untersten Quintile weniger als 0,55 Prozent, in der obersten dagegen mehr als 2 Prozent. In dieser obersten Quintile dürfte das Interesse am Screening am höchsten sein. Es müssen jedoch noch immer 161 Personen gescreent werden um eine Person vor einem Tod am Lungenkrebs zu bewahren. Die Zahl der falsch-positiven Befunde pro vermiedenem Lungenkrebstod betrug 65. Ob hier der Nutzen des Screenings die Risiken rechtfertigt, müssen die betroffenen Personen selbst entscheiden.

Nach Ansicht der Autoren lohnt das Screening am ehesten in den drei oberen Quintilen. Auf die 60 Prozent der Teilnehmer entfielen 88 Prozent aller durch das Screening (und die Behandlung) verhinderten Lungenkrebstodesfälle, aber auch 64 Prozent aller falsch-positiven Ergebnisse. Auf die 20 Prozent der Teilnehmer im untersten Quintil entfielen dagegen nur 1 Prozent aller vermiedenen Lungenkrebstodesfälle.

rme

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