Lungenkrebs: Weniger Todesfälle durch Passivrauchen

Hamburg – Die Zahl der auf Passivrauchen zurückzuführenden Todesfälle an Lungenkrebs ist in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen. Das berichten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im International Journal of Public Health (2017; doi: 10.1007/s00038-017-1022-1).
Die Forscher gehen davon aus, dass der Rückgang auf den seitdem gestiegenen Schutz der Nichtraucher zurückzuführen ist. Sie haben Krebstodeszahlen und Daten zur Exposition aus dem Anfang der 1990er-Jahre und 2012 beziehungsweise 2013 gegenübergestellt. Als Vergleich zu den neuen Daten diente eine Studie, die Heiko Becher, Studienleiter und Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie und Epidemiologie des UKE, 1994 mit den damals aktuellen Zahlen durchgeführt hatte.
Der Untersuchung zufolge waren 2012 ein Viertel der nichtrauchenden Frauen und etwa 40 Prozent der nichtrauchenden Männer Passivrauch ausgesetzt. 1994, als in Deutschland zuletzt eine Risikobewertung von Passivrauchen durchgeführt wurde, waren noch etwa 60 Prozent der Männer und 70 Prozent der Frauen Passivrauch ausgesetzt. „Nach unseren Schätzungen sind pro Jahr 167 Lungenkrebstodesfälle auf Passivrauchen zurückzuführen. Diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 1994 deutlich gesunken, damals waren es 400“, sagte Becher. Trotz der Alterung der Bevölkerung und einem daraus folgenden Anstieg der Krebstodesfälle seien deutlich weniger Todesfälle an Lungenkrebs durch Passivrauchen als vor 20 Jahren zu beklagen.
„Dieser positive Trend sollte durch weitere Maßnahmen im Bereich des Nichtraucherschutzes gestärkt werden“, forderte Becher. Er wies darauf hin, dass 2012 immer noch rund 47.000 Menschen an Lungenkrebs gestorben seien. Darunter waren etwa 41.000 Raucher und rund 6.000 Nichtraucher.
In Deutschland gelten seit etwa zehn Jahren Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern etwa in öffentlichen Einrichtungen, auf Bahnhöfen oder in der Gastronomie. Die Länder haben eigene Gesetze erlassen, die allerdings einige voneinander abweichende Ausnahmen vom Rauchverbot vorsehen. Trotzdem gehört Deutschland weltweit zu den Ländern mit der höchsten Zahl von Rauchern: Etwa jeder siebte Todesfall ist hierzulande eine Folge des Tabakkonsums, zeigt die Global-Burden-of-Disease-Studie, die im Frühjahr in The Lancet erschienen ist (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)30819-X).
Auf der Tabakkontrollskala der Europäischen Krebsliga belegt Deutschland den vorletzten Platz – nur gefolgt von Österreich. Die Liga bewertet auf der Skala die staatliche Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums.
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