Medizin

Lymphome: EMA empfiehlt weitere CAR-T-Zelltherapie

  • Montag, 31. Januar 2022
/LASZLO, stock.adobe.com
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Amsterdam – In Europa steht mit Lisocabtagen maraleucel (Breyanzi) die Zulassung einer 3. CAR-T-Zell­­therapie zur Behandlung von Lymphomen bevor. Der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP der Euro­päischen Arzneimittelagentur EMA hat sich für eine Zulassung bei 3 Formen des Non-Hodgkin-Lym­phoms ausgesprochen. Der Einsatz soll auf Patienten beschränkt werden, die auf frühere Therapiever­suche nicht angesprochen haben.

Bei der CAR-T-Zelltherapie werden nach einer Leukapherese Abwehrzellen des Patienten im Labor mit­hil­fe von Retroviren mit dem Gen für einen chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet, der das Erkennen von Krebszellen erleichtert. Bei Lymphomen ist der CAR gegen das Merkmal CD19 gerichtet. Es ist auf der Oberfläche von B-Zellen vorhanden, aus denen viele Lymphome bestehen.

Nach einer kulturellen Vermehrung erhalten die Patienten die Zellen per Infusion zurück. Die genmodifi­zierten Zellen greifen dann die Lymphomzellen an, im günstigsten Fall kommt es zur Remission. Sie kann von längerer Dauer sein, da die CAR-T-Zellen nach der Infusion über Monate bis Jahre überleben.

Die Sicherheit von Breyanzi wurde der EMA zufolge in 4 Studien untersucht, an denen über 300 behan­del­te Patienten teilnahmen. Die Studienteilnehmer litten an Non-Hodgkin-Lymphomen, genauer an ei­nem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom, einem primären mediastinalen großzelligen B-Zell-Lym­phom oder einem follikulären Lymphom vom Grad 3B.

Auf diese Varianten soll die Zulassung zunächst beschränkt werden. Voraussetzung ist, dass mindestens 2 frühere Therapien keine Remission erzielt haben oder die Patienten einen Rückfall erlitten haben. Dies war auch in der Phase-1-Studie TRANSCEND NHL 001 (Lancet 2020; DOI: 10.1016/S0140/-6736(20)31366-0) der Fall, die an 14 Zentren in den USA durchgeführt worden war und Grundlage der US-Zulassung im letzten Jahr war.

Insgesamt 269 Patienten hatten nach bis zu 8 gescheiterten Behandlungen eine CAR-T-Zelltherapie mit Lisocabtagen maraleucel erhalten. Nach den im Lancet (2020; 396: 839-852) publizierten Ergebnissen sprach die Behandlung bei 73 % der Patienten an (objektive Response nach den Laguno-Kriterien). Bei 53 % kam es sogar zu einer vollständigen Remission, die laut FDA-Label bei einigen Patienten bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit von 23,5 Monaten anhielt.

Die CAR-T-Zelltherapie bietet demnach die Chance auf ein Langzeitüberleben, das allerdings mit erheb­lichen Nebenwirkungen erkauft wird. In der Studie TRANSCEND NHL 001 kam es am häufigsten zu Neutropenie (60 %), Anämie (37 %) und Thrombozytopenie (27 %) jeweils vom Grad 3 oder höher.

Bei 2 % der Patienten kam es zu einem Zytokinsturm (Grad 3 oder höher) und bei 10 % zu neurologi­schen Komplikationen. Neun (6 %) Patienten erlitten eine Dosis-limitierende Toxizität. Darunter war ein Patient, der an einer diffusen Alveolarschädigung starb. Die Behandlung wird derzeit in einer weiteren Phase-2-Studie (TRANSCENDWORLD) in Europa (mit deutscher Beteiligung) und Japan untersucht.

In den letzten Jahren wurden mit Tisagenlecleucel (Kymriah von Novartis, 2018) und Axicabtagen cilo­leu­cel (Yescarta von Gilead Sciences, 2018) bereits 2 CAR-T-Zelltherapien zur Behandlung von Lympho­men zugelassen. Als 3. Therapie kam im letzten Jahr Brexucabtagen autoleucel (Tecartus von Kite Phar­ma) hinzu, das aber auf die Behandlung des Mantelzell-Lymphoms (MCL) beschränkt ist.

rme

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