Ausland

Mahnwachen und Gedenken nach Suizid von Ärztin in Österreich

  • Montag, 1. August 2022
Blumen und brennende Kerzen liegen im Gedenken an die Oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria K. vor dem Gesundheits- und Sozialministerium in Wien. /picture alliance, ALEX HALADA, picturedesk.com
Blumen und brennende Kerzen liegen im Gedenken an die Oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria K. vor dem Gesundheits- und Sozialministerium in Wien. /picture alliance, ALEX HALADA, picturedesk.com

Vöcklabruck – Nach dem Suizid einer von Impfgegnern unter Druck gesetzten österreichischen Ärztin haben Aktivisten für heute in der Wiener Innenstadt eine Gedenkveranstaltung angekündigt. Dort soll mit einem Lichtermeer ab 20.30 Uhr still der Verstorbenen gedacht werden, wie der Initiator der Aktion #YesWeCare, David Landau, auf Twitter schrieb.

Gestern Abend hielten Betroffene schon in der Stadt Steyr in Oberösterreich eine Mahnwache ab. Vor der Praxis der Ärztin in Oberösterreich und dem Gesundheitsministerium in Wien wurden zahlreiche Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet.

Die Medi­zinerin Lisa-Maria K. sei am vergangenen Freitag tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefun­den worden, erklärte die Staatsanwaltschaft Wels und bestätigte Informationen der Nachrichtenagentur APA über einen Suizid. Die Polizei ermittelt wegen der Drohschreiben weiter gegen Unbekannt. Es werde auch nach dem Tod weiter ermittelt, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

K. hatte unter anderem auf ihrer Webseite von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen „aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene“ berichtet – und schließlich unter Berufung darauf ihre Praxis geschlossen.

Arbeitsbedingungen, „wie wir sie die letzten Monate erlebt haben“, seien niemandem zuzumuten, hatte K. Ende Juni zur Begründung im Kurzbotschaftendienst Twitter geschrieben. Von der Staatsanwaltschaft hieß es am vergangenen Freitag, es seien Abschiedsbriefe gefunden worden, eine Obduktion sei nicht angeordnet worden.

Die Medizinerin hatte laut APA über längere Zeit Polizeischutz erhalten, nach eigenen Angaben aber auch selbst rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Die Polizei hatte die Drohungen gegen die Ärztin bestätigt und Ermittlungen gegen unbekannte Täter eingeleitet.

Die Staatsanwaltschaft Wels stellte dem Bericht zufolge im Juni ein Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen ein – mit der Begründung, sie sei nicht zuständig, sondern die deutschen Behörden. Eine Hackeraktivistin machte laut APA zwei Deutsche ausfindig, die E-Mails mit Drohungen verfasst haben sollen.

Der Präsident der österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart, äußerte sich „zutiefst schockiert“ von K.s Suizid. Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dessen Rücktritt die Ärztin vor zwei Tagen gefordert hatte, reagierte bestürzt auf die Nachricht. Die Morddrohungen gegen K. seien „brutale Reali­tät“ gewesen.

Hass gegen Menschen sei „unentschuldbar“ und müsse „endlich aufhören“, schrieb er auf Twitter. Am vergan­genen Freitagnachmittag versammelten sich Trauernde vor dem Gesundheitsministerium in Wien, um der verstorbenen Ärztin zu gedenken.

dpa/afp

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