Hochschulen

Mainzer Uniklinik muss sparen

  • Mittwoch, 27. März 2013
Uploaded: 27.03.2013 15:27:26 by mis
dpa

Mainz – Die Mainzer Uniklinik plant angesichts ihrer finanziellen Schieflage erhebliche Einsparungen. Die wirtschaftliche Situation mache ein sorgfältiges Haushalten notwendig, sagte der Vorsitzende der Universitätsmedizin, Norbert Pfeiffer, bei der Vorstellung des diesjährigen Wirtschaftsplans am Mittwoch in Mainz.

Insgesamt plane die Uniklinik mit Kosteneinsparungen von mehr als zehn Millionen Euro und einem Mehrerlös durch Leistungssteigerungen in Höhe von sieben Millionen Euro. Als Reaktion auf die Sparpläne fordert die CDU den Rückzug von Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin.

An allen deutschen Unikliniken gebe es ein strukturelles Problem bei der Kostendeckung, erklärte Pfeiffer. Nur ein Viertel der Einrichtungen schreibe schwarze Zahlen. Dies liege auch daran, dass die Unikliniken eine Reihe von Aufgaben übernehmen müssten, die nicht oder nur teilweise finanziert würden, etwa die Weiterbildung von Ärzten oder die Behandlung von Fällen mit hohen Krankheitskosten. Daher befürwortet Pfeiffer eine bundesweite Regelung in Form eines „Systemzuschlags“ für die Unikliniken.

Im vergangenen Jahr habe die Uniklinik bei einem Umsatz von etwa 700 Millionen Euro einen Verlust von voraussichtlich 15 Millionen Euro eingefahren, sagte der kaufmännische Vorstand Götz Scholz. Allerdings sei diese Zahl noch nicht endgültig. Auch für das laufende Jahr rechne man trotz des beschlossenen Wirtschaftsplans mit einem negativen Ergebnis.

Keine betriebsbedingten Kündigungen
Betroffen von den Plänen zur Kostenreduzierung sei vor allem der Personalbereich, erklärte Pfeiffer. Hier lägen die Einsparungen bei etwa acht Millionen Euro, was im Jahresverlauf einem Abbau von etwa 240 Stellen entspräche. Der Vorstandsvorsitzende wies allerdings darauf hin, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien.

Vielmehr soll den Angaben zufolge die natürliche Fluktuation genutzt werden. Bei den jährlich etwa 600 personellen Abgängen werde man prüfen, welche Stellen nicht unbedingt wieder besetzt werden müssten, sagte Pfeiffer. Dabei werde vor allem von Einsparungen im Verwaltungsbereich ausgegangen. Derzeit arbeiten an den Unikliniken rund 7.500 Menschen, davon sind knapp 5.700 Vollzeitbeschäftigte.

Neben dem personellen Bereich versucht die Unimedizin laut Wirtschaftsplan auch beim Materialaufwand zu sparen. Hier solle ein neues Anreizsystem für Mitarbeiter dazu führen, disziplinierter und vorsichtiger Material einzusetzen, erklärte Pfeiffer.

Patienten „umsonst“ behandelt
Zudem sei geplant, nicht finanzierte medizinische Leistungen zu reduzieren. Derzeit bleibe man beispielsweise in der Hochschulambulanz auf Kosten von knapp zwei Millionen Euro sitzen, weil die mit den Krankenkassen vertraglich vereinbarte Kostendeckung nur 83.000 Patienten vorhersehe. Stattdessen habe man im vergangenen Jahr etwa 100.000 Patienten ambulant behandelt. Daher werde man zum einen weniger dringende Fälle an einen neuen Bereitschaftsdienst in der Nähe der Uniklinik verweisen. Zum anderen müsse mit den Krankenkassen neu verhandelt werden, sagte Pfeiffer.
Neben den Kostensenkungen sollen auch Erlössteigerungen zu einem besseren Ergebnis beitragen, betonte Scholz. Dazu werde man insbesondere – auch personell – in die Intensiv- und OP-Pflege investieren, um die in der Vergangenheit eingetretenen Engpässe zu beseitigen.

Unterdessen fordert die CDU-Landtagsfraktion Ministerpräsidentin Malu Dreyer dazu auf, Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (beide SPD) als Aufsichtsratsvorsitzende der Unimedizin zurückzuziehen. Ahnen habe „auf der ganzen Linie enttäuscht“ und sei verantwortlich für „schleichende finanzielle Auszehrung der Universitätsmedizin“, sagten die beiden CDU-Abgeordneten Dorothea Schäfer und Gerd Schreiner.

hil

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