Mal de Débarquement-Syndroms erfolgreich behandelt
New York – Viele Menschen geraten ins Schwanken, wenn sie nach einer stürmischen Seereise wieder festen Boden unter den Füßen haben. Die meisten erholen sich nach den ersten Minuten oder Stunden. Wenn der Schwankschwindel jedoch anhält, spricht man von einem Mal de Débarquement-Syndrom, für das US-Neurologen in den Frontiers in Neurology (2014; doi: 10.3389/fneur.2014.00124) erstmals eine effektive Therapie vorstellen.
Neurologen führen das Mal de Débarquement-Syndrom auf eine Störung des vestibulookulären Reflex (VOR) zurück. Der VOR löst bei plötzlicher seitlicher Neigung des Kopfes eine Gegenrotation der beiden Augen aus. Damit ist sichergestellt, dass das Bild auf der Netzhaut stabil bleibt. Dieser Reflex kann sich nach einer längeren Seereise verselbstständigen, was dann das Mal de Débarquement-Syndrom auslöst.
Um dieses erlernte Verhalten zu korrigieren, setzen Bernard Cohen von der Mount Sinai School of Medicine und Mitarbeiter ihre Patienten in eine große Trommel. Auf deren Wand sind vertikale Schwarz-Weiß-Streifen gezeichnet. Wenn sich die Trommel langsam in Bewegung setzt, haben Gesunde und Patienten das Gefühl, sich in die Gegenrichtung zu bewegen.
Bei der Behandlung wurde gleichzeitig der Kopf immer wieder zur Seite geneigt und zwar in der Frequenz, in der die Patienten den Schwankschwindel angegeben hatten. Die einzelnen Behandlungen dauerten drei bis fünf Minuten und wurden eine Woche lang drei- bis achtmal täglich wiederholt.
Danach hatten sich 17 von 24 Patienten weitgehend oder vollständig von ihrem Mal de Débarquement-Syndrom erholt, berichtet Cohen. Bei sechs weiteren kam es zu einer Besserung, die allerdings nicht anhielt. Ein Patient sprach gar nicht auf die Behandlung an. Cohen gibt die Besserungsrate mit 70 Prozent an, die seiner Ansicht nach bei den Patienten, die zuvor im Mittel 19 Monate unter Schwindel und seinen Begleitsymptomen gelitten hatten, den Versuch wert waren.
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