Malaria: Lebendimpfstoff mit hoher Schutzwirkung
Rockville – Nachdem synthetische Impfstoffe zuletzt in klinischen Studien keine gute Figur gemacht haben, berichten US-Forscher jetzt in Science (2013; doi: 10.1126/science.1241800) über gute Ergebnisse mit einer Lebendvakzine. Die Weltgesundheitsorganisation sieht in einem Impfstoff die beste Möglichkeit, die Zahl von jährlich 220 Millionen Malariaerkrankungen mit zuletzt 660.000 Todesfällen nachhaltig zu senken.
Ideal wäre ein Impfstoff, der mindestens 80 Prozent der Geimpften schützt, doch die am weitesten entwickelte Vakzine RTS,S von GlaxoSmithKline hat zuletzt enttäuscht. Die Schutzwirkung lag nur bei etwa 50 Prozent und bei den am meisten gefährdeten Säuglingen wurde die Zahl der Erkrankungen nur um ein Drittel gesenkt.
Synthetische Impfstoffe könnten deshalb zu schwach sein, um schwere Infektionen mit Plasmodium falciparum, den Erreger der am meisten gefürchteten Malaria tropica, zu verhindern. Die Firma Sanaria aus Rockville im US-Staat Maryland, die 2003 speziell zur Entwicklung eines Malariaimpfstoffes gegründet wurde, setzt deshalb auf traditionelle Impfstoffe, bei denen lebende, aber in der Pathogenität abgeschwächte Erreger eingesetzt werden.
Die Umsetzung dieser Idee ist bei der Malaria nicht einfach, da Plasmodien keine Bakterien, sondern Parasiten sind. Sie können nicht einfach auf Nährstoffmedien kultiviert werden. Sanaria musste für die Impfstoffproduktion zunächst Mücken in einer möglichst sterilen Umgebung züchten. Diese wurden dann mit infizierten Blutzellen gefüttert und später bestrahlt.
Die dadurch abgeschwächten Sporozoiten, ein frühes Entwicklungsstadium des Einzellers, wurden aus den Speicheldrüsen der Mücken isoliert. Der gereinigte und kryokonservierte Impfstoff wurde in einer Pilotstudie an 40 gesunden Probanden getestet. Sie erhielten den Impfstoff nicht, wie sonst üblich subkutan oder intramuskulär verabreicht. Erste Versuche hatten gezeigt, dass dies keine ausreichende Immunantwort hinterlässt.
Impfstoff intravenös verabreicht
Deshalb wurde der Impfstoff den Probanden intravenös verabreicht. Um die Sicherheit zu prüfen, erhielten sie zwei bis sechs Injektionen in unterschiedlichen Dosierungen. Wie Robert Seder von Sanaria und Mitarbeiter versichern, wurden die intravenösen Injektionen gut vertragen. Drei Wochen nach der letzten Impfung wurden alle Probanden von malariainfizierten Mücken gestochen.
Während es in einer Kontrollgruppe bei 16 von 17 Probanden zu einer Infektion kam, waren 13 von 15 Personen, die eine höhere Impfstoffdosis erhalten hatten, gegen die Tropenkrankheit gefeit. In einer Gruppe von sechs Personen, die fünfmal geimpft worden waren, kam es zu keiner einzigen Erkrankung.
Dies spricht mit Vorbehalt für eine ausgezeichnete Schutzwirkung, die Sanaria demnächst in einer ersten Feldstudie in Tansania überprüfen möchte. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnte der Impfstoff bereits in einigen Jahren eingeführt werden, hofft der Hersteller. Die aufwändige Herstellung und die ungewohnte und sicherlich nicht unproblematische intravenöse Applikation könnten die Anwendung jedoch einschränken, vor allem bei den in den Endemieländern am meisten betroffenen Säuglingen und Kleinkindern.
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