Medizin

Malaria: Neuer Resistenzmarker für Piperaquine entdeckt

  • Freitag, 3. Februar 2017
Uploaded: 03.02.2017 11:57:16 by gießelmann
Eine Malariaform, die nicht auf die gängige Therapie reagiert, breitet sich in der Mekong-Region in Südostasien aus. /Janusz Klosowski, pixelio.de

Bangkok – In den vergangenen Jahren haben sich im Mekong-Delta Plasmodium-falcipa­rum-Stämme ausgebreitet, die gegen die Erstlinientherapie mit Artemisinin resistent sind. Wie weit verbreitet Resistenzen gegen Kombinationstherapien sind, war bisher unge­wiss, da entsprechende Marker fehlten. Zwei Forscherteams aus Kambodscha und England konnten jetzt einen Resistenzmarker für Piperaquine definieren. Er ermöglicht die Vor­her­sage, ob die Kombinationstherapie Erfolg haben wird. Die beiden Studien sind ges­tern im The Lancet Infectious Diseases erschienen (2017; doi: 10.1016/S1473-3099(16)30409-1 und 10.1016/S1473-3099(16)30415-7)

In Südostasien sind Ärzte häufig darauf angewiesen, Artemisinin mit anderen Medika­menten wie Piperaquine, Lumefantrine und Amodiaquine zu kombinieren. Aber selbst die sind immer häufiger wirkungslos gegen den resistenten Erreger, der erstmals 2007 in Kambodscha nachge­wiesen wurde und sich seitdem in Teilen von Nordost-Thailand, im südlichen Laos und im östlichen Myanmar ausbreitet. In einigen Regionen soll die Behandlung mit Piperaquine in bis zu 60 Prozent der Fälle versagen.

Mithilfe der neuen Resistenzmarker für Piperaquine erhoffen sich die Forscher zwei Vorteile: Zum einen können sie auf Anhieb die Medikamentenkombination auswählen, die noch wirken würde. Zum anderen soll die derzeitige Verbrei­tung der Piperaquineresistenz unter­sucht werden. Erstautor Roberto Amato vom Wellcome Trust Centre for Human Genetics in Oxford hatte mit seinem Team 297 Erregerstränge aus Kambodscha auf Marker untersucht. Das zweite Team um Benoit Witkowski und Valentine Duru vom Institut Pasteur in Phnom Penh analysierte 31 Parasitenstränge, die ebenfalls die Genmarker Plasmepsin 2 und 3 fanden.

Die beiden Studien geben aber noch weitere Hinweise auf mögliche Medikamen­ten­kombi­nationen. Die Amplifikation von Plasmepsin 2 und 3 ging mit der Abwesenheit des mdr1-Markers einher, der die Resistenz gegen Mefloquine kennzeichnet. Man könnte davon ausgehen, dass die beiden Resistenzen gegensätzliche Mechanismen verfolgen, schlussfolgert Arjen Dondorp von der Mahidol University in Bangkok in einem Kommen­tar zu den beiden Studien. Eine Kombination von Mefloquine und Piperaquine könnte daher erfolgversprechend sein, oder sogar ein Triplet, wie es bereits untersucht wird.

Gegenüber der Nachrichtenagentur afp warnte Dondorp vor einer Ausbreitung des resistenten Malariastrangs in Afrika: „Wenn er einmal in Afrika ist, wäre es eine Katastrophe, denn dort gibt es die meisten Malariafälle weltweit.“ In seinem Kommentar schreibt er zudem, dass in dieser Dekade keine neuen Antimalariamedikamente zu erwarten sind und bezieht sich dabei auf ein Editorial von Nicholas White vom Tropen­institut der Mahidol-Universität in Bangkok von 2016.

Bereits in den 50er- und 60er-Jahren breiteten sich resistente Malariastränge in Indien und in Afrika aus und waren verantwortlich für den Tod von Millionen von Menschen. Hilfe brachte das chinesische Militär: Eine Chemikerin entdeckte während des Vietnam­kriegs in den 70er-Jahren den Stoff Artemisinin – damals war das Ziel der Schutz der nordvietnamesischen Verbündeten Chinas vor Malaria.

Seitdem wurde weltweit viel für die Prävention gegen Malaria getan. Doch noch immer ist die Krankheit, gegen die es keinen Impfstoff gibt, eine häufige Todesursache in den Tropen, vor allem in Afrika. Südlich der Sahara erkrankten 2015 214 Millionen Menschen an Malaria, 438.000 Menschen starben daran.

gie/afp

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