Gesundheit

Malaria: Säuglinge in die Mikrowelle?

  • Dienstag, 23. August 2011

Wenn es um die Malaria geht, ist die Bill and Melinda Gates Foundation nicht pingelig. Auch ungewöhnliche Therapieansätze erhalten eine Chance. So dürfen sich nach einem Bericht in der New York Times José Stoute und Carmenza Spadafora vom Institute for Advanced Scientific Studies in Panama über eine Förderung von 1 Million US-Dollar freuen. Die beiden Forscher schlagen vor, Malariakranke mit Mikrowellen-Geräten zu behandeln.

Die Rationale ist folgendermaßen: Die Malariaerreger „ernähren“ sich vom Hämoglobin in den Erythrozyten. Dabei fällt Eisen an, das für Plasmodien toxisch ist und deshalb von den Erregern in kristalliner Form als Hemozoin in einer Vakuole abgelagert wird, gewissermaßen als Sondermüll.

Wie jedermann weiß, gehört Eisen zu den Metallen, die sich in der Mikrowelle erhitzen. Die wohldosierte externe Applikation von Mikrowellen könnte, so die Idee, das Hemozoin erwärmen und die Vakuolen zerstören. Dann würden die Plasmodien an ihrem eigenen Müll ersticken (oder genauer gesagt innerlich verrosten).

Das Konzept vermochte die Gutachter der Stiftung zu überzeugen. Wie die New York Times erfahren haben will, sollen die Forscher mit einem zweiseitigen Antrag gleich 100.000 US-Dollar an Startgeldern akquiriert haben. Den Rest gab es nach den ersten Laborversuchen (kein Hinweis darauf bei Medline).

Jetzt wollen die Forscher ein erstes Behandlungsgerät bauen. Die Bestandteile sind die gleichen wie beim Haushaltsgerät, nur dass die Strahlendosis tausendfach geringer ist. Damit sollen dann einzelne Körperteile, etwa Arm oder Bein, behandelt werden, in der Hoffnung, dass nur die von den Plasmodien gespeicherten Metallpartikel und nicht das im Hämoglobin und Myoglobin enthaltene Eisen erhitzt wird.

Die Geschichte reizt die New York Times zu allerdings spaßhaften Bemerkungen. Wer kennt nicht die Geschichte der Hundebesitzerin, die ihren vom Regen durchnässten Pudel in der Mikrowelle brutzelte. Werden künftig malariakranke Säuglinge in die Mikrowelle gelegt.

Tatsache ist allerdings, dass viele heute etablierte Therapien zu früheren Zeiten auf Unverständnis gestoßen wären. Auch die Strahlentherapie in der Onkologie setzt schließlich auf die unterschiedliche Reaktion von Tumor und gesunden Gewebe auf die gleiche Noxe.

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