Medizin

Mammakarzinom: Meta-Analyse sieht Vorteile für Radiotherapie nach Mastektomie

  • Freitag, 21. März 2014
Uploaded: 21.03.2014 17:13:58 by mis
dpa

Oxford – Brustkrebspatientinnen erhalten derzeit nach einer Mastektomie nur eine Strahlentherapie, wenn vier oder mehr Lymphknoten befallen sind. Nach einer Meta-Analyse, die auf der European Breast Cancer Conference in Glasgow vorgestellt und im Lancet (2014; doi: 10.1016/S0140-6736(14)60488-8) publiziert wurde, haben jedoch auch Frauen mit ein bis drei Lymphknoten einen Nutzen von der Radiotherapie und zwar unabhängig davon, ob sie eine Chemo- oder Hormontherapie erhalten haben.

Die Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) der Universität Oxford hat die Daten von 3.786 Frauen ausgewertet, die in den Jahren 1964 bis 1982 an 14 rando­misierten klinischen Studien teilgenommen hatten. Das Team um Paul McGale ging weit in die Vergangenheit zurück, da sich die Vorteile in der Brustkrebstherapie häufig erst nach 10 oder 20 Jahren zeigen. Dies trifft insbesondere auf Behandlungen zu, die nur einen marginalen Einfluss auf die Ergebnisse haben, was im Fall eines Überlebens­gewinns für die betroffenen Frauen jedoch relevant sein kann.

Anders als bei einer brusterhaltenden Operation, nach der heute immer eine Bestrah­lung erfolgt, ist die Notwendigkeit einer Radiotherapie nach einer Mastektomie umstritten. Sie erfolgt in der Regel nur, wenn in der operierten Axilla vier oder mehr Lymphknoten gefunden werden. Nach den von McGale vorgelegten Daten ist die Radiotherapie auch bei einem Befall von ein bis drei Lymphknoten vorteilhaft.

Sie senkte die Rate der Lokalrezidive um ein Drittel (relatives Risiko RR 0,68; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,57 bis 0,82) und die Brustkrebssterblichkeit um ein Fünftel (RR 0,80; 0,67-0,95). Dabei machte es keinen Unterschied, ob in der Axilla nur ein Lymphknoten oder zwei bis drei gefunden wurden. Für Patientinnen ohne Befall der Lymphknoten war dagegen kein Vorteil erkennbar.

Der Nutzen der Radiotherapie war unabhängig davon, ob die Patientinnen eine Chemo­therapie oder eine Hormontherapie erhielten. Diese Therapien war in den 60er- bis 80er-Jahren noch nicht so verbreitet wie heute. Außerdem haben sich Wahl und Dosis der Medikamente verändert.

Schließlich ist zu bedenken, dass die Genauigkeit der pathologischen Lymphknotenuntersuchung sich verbessert hat. Der Nutzen der Radio­therapie, deren Modalitäten ebenfalls weiter entwickelt wurden, könnte deshalb heute ein anderer sein. Genau wissen wird man dies erst in weiteren 10 bis 20 Jahren.

rme

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