Medizin

Mammakarzinom: Pertuzumab bald zur neoadjuvanten Therapie

  • Montag, 16. September 2013

Rockville – Der erst im letzten Jahr in den USA eingeführte monoklonale Antikörper Pertuzumab könnte demnächst auch zur neoadjuvanten Therapie zugelassen werden. Dafür haben sich in der letzten Woche Gutachter der FDA ausgesprochen.

Das Votum ist für die FDA nicht bindend. Es fiel aber mit 13 Stimmen ohne Gegenstimme und bei einer Enthaltung eindeutig aus, und allgemein wird erwartet, dass die FDA dem Rat seiner externen Berater folgt. In diesem Fall wäre Perjeta das erste Präparat, das in den USA überhaupt zur neoadjuvanten Therapie von Krebserkrankungen zugelassen wäre. Dieses Therapieprinzip, dessen Ziel die Verkleinerung des Tumors vor der Operation ist, wird in der Praxis häufiger eingesetzt. Es handelt sich dabei in den USA jedoch stets um Off-label-Anwendungen.

Die eigentliche Bedeutung der erwarteten FDA-Zulassung liegt allerdings darin, dass der monoklonale Antikörper Pertuzumab bereits ein Jahr nach der Einführung im Früh­stadium der Erkrankung eingesetzt werden dürfte. Krebsmedikamente werden in der Regel zunächst bei Patienten mit fortgeschrittenem metastasiertem Krebsleiden zugelassen.

Hier kann aufgrund der begrenzten Überlebenszeit der Patienten eine günstige Wirkung relativ schnell nachgewiesen werden. Bei Patienten im Frühstadium gelingt dieser Beleg nicht so schnell, und häufig vergehen viele Jahre, bis die Indikation eines neuen Krebsmedikamentes auf die zahlenmäßig größere Gruppe von Patienten im Frühstadium eines Krebsleidens erweitert wird. Bei Herceptin (Wirkstoff: Trastuzumab) dauerte dies in den USA acht Jahre.

Dass Perjeta diese Hürde jetzt schon nach anderthalb Jahren nehmen könnte, liegt zum einen an einer strategischen Entscheidung der FDA. Diese akzeptiert seit kurzem eine pathologische Komplettremission (pCR) als primären Endpunkt in Zulassungsstudien. Die pCR ist definiert als die Abwesenheit von lebenden Krebszellen im Resektat. Sie wird als Surrogatparameter für ein verbessertes Gesamtüberleben gesehen, ohne dass der Hersteller dies in den Zulassungsstudien belegen muss.

Der zweite Grund für die erweiterte Zulassung, so sie denn erfolgen sollte, sind die Ergebnisse der „Neoadjuvant Study of Pertuzumab and Herceptin in an Early Regimen Evaluation“ oder NEOSPHERE-Studie. Dort wurden 417 Frauen mit lokal fortge­schrittenem (oder nicht fernmetastasiertem) HER2-positivem Mammakarzinom vor der Operation über 12 Wochen mit vier verschiedenen Kombinationen neoadjuvant behandelt.

Gemessen am pCR wurde unter der Therapie mit Perjeta plus Herceptin plus Docetaxel mit 39,3 Prozent das beste Ergebnis erzielt gegenüber 21,5 Prozent unter der Herceptin plus Docetaxel und 17,7 Prozent unter Perjeta plus Docetaxel und 11,2 Prozent unter Perjeta plus Herceptin.

Eine unterstützende Studie (TRYPHAENA) ergab, dass die Verträglichkeit günstig ist und keine zusätzlichen kardialen Probleme auftreten, die den Einsatz von Pertuzumab beim Frühkarzinom sehr problematisch gemacht hätten. Die FDA will dem Vernehmen nach am 31. Oktober über die Zulassung entscheiden, die wie bei Herceptin auf HER2-positive Tumoren beschränkt sein wird. Der Hersteller rechnet mit etwa 6000 Patientinnen im Jahr, für die sich die Therapie durch Pertuzumab um 27.000 bis 49.000 US-Dollar verteuern würde.

rme

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