Ärzteschaft

Marburger Bund kritisiert Pläne für wöchentliche Höchstarbeitszeit

  • Donnerstag, 18. September 2025
MB Direkt zu Höchstarbeitszei
/MB DIREKT-Diskussion zu den Koalitionsplänen für eine neue Höchstarbeitszeit

Berlin – Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht vor, die tägliche Höchstarbeitszeit zugunsten einer wöchentlichen Betrachtung zu flexibilisieren. Das stößt beim Marburger Bund (MB) auf Kritik. Die Ärztegewerkschaft lehnt eine Umstellung des Arbeitszeitgesetzes ab.

„Die gegenwärtigen Regelungen im Arbeitszeitgesetz sind schon ein sehr guter Kompromiss im Ausgleich zwischen Arbeitnehmerwünschen, Gesundheitsschutz und unternehmerischen Notwendigkeiten“, sagte der zweite Vorsitzende des MB, Andreas Botzlar, in der neuen Ausgabe von MB Direkt, der Diskussionssendung des MB.

In der Sendung diskutieren neben Botzlar der Bundestagsabgeordnete Jan Dieren, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales in der SPD-Fraktion, und Volker Harth, Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

„Es gibt keine Situation, die nicht bereits im Arbeitszeitgesetz durch Flexibilisierungen hinreichend bedient wird. Bestes Beispiel sind die Krankenhäuser, die, insbesondere wenn sie groß sind, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, betrieben werden. Auch das geht mit den bisherigen Ausnahmetatbeständen im Arbeitszeitgesetz“, sagte Botzlar.

Harth betonte die gesundheitlichen Konsequenzen überlanger Arbeitszeiten. „Die großen Studien haben gezeigt, dass jenseits der zwölf Stunden eine Zeit beginnt, in der häufig Unfälle passieren. Es kommt dann nicht nur dazu, dass jemand bei der Arbeit verunglückt, es passieren auch vermehrt Fehler, die Betroffenen können sich weniger gut konzentrieren“, erläuterte er. Dies gefährde auch die die Patientensicherheit, warnte der Experte.

„Unser Anliegen ist es, bei der Umsetzung des Koalitionsvertrages darauf zu achten, dass es im Interesse der Beschäftigten zu mehr Selbstbestimmung über die Arbeitszeiten kommt“, sagte Dieren. Wichtig ist laut dem SPD-Politiker eine regelhafte Arbeitszeiterfassung, sodass Ruhezeiten auf jeden Fall eingehalten würden.

„Wir müssen über Tarifverträge sprechen, deren Schutzniveau erhalten bleiben muss. Und wir müssen vor allem dafür sorgen, dass die Veränderungen im Arbeitszeitgesetz nicht zu weiteren gesundheitlichen Lasten der Beschäftigten führen und zu Lasten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und dem Ehrenamt gehen“, so Dieren. 

Botzlar betonte, dass der MB an der Tageshöchstarbeitszeit festhält. „Wenn es unbedingt Sondersituationen braucht, dann könnte man über die Ausweitung der Ausnahmetatbestände dieses Ziel mit wesentlich geringerem Flurschaden erreichen, als dadurch, dass man die Tageshöchstarbeitszeit, die gedeckelt ist, ersatzlos streicht“, sagte er.

hil

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