Marihuana erhöht Frühgeburtsrisiko

Adelaide – Ein anhaltender Cannabis-Konsum in der Schwangerschaft war in einer prospektiven Kohortenstudie mit einem fünffach erhöhten Risiko auf eine Frühgeburt assoziiert. Die Autoren raten Schwangeren in Reproductive Toxicology (2016; doi: doi:10.1016/j.reprotox.2016.04.021) deshalb dringend vom Konsum der Droge ab.
Cannabis gehört zu den beliebtesten Rauschmitteln. Auch Schwangere greifen zu der THC-Droge. Für sie könnte das Mittel sogar besonders attraktiv sein, da Cannabis eine antiemetische Wirkung hat und sich deshalb zur Selbsttherapie der in der Frühschwangerschaft häufigen Übelkeit anbietet. Gleichzeitig könnte die derzeitige Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken das Missverständnis fördern, dass die Droge an sich harmlos und eigentlich ein Medikament ist, das bedenkenlos „off label“ eingesetzt werden kann. Doch auch die besten Medikamente haben Nebenwirkungen und viele sind für den Einsatz in der Schwangerschaft nicht geeignet. Dazu gehört auch THC.
Von den 5.588 Teilnehmerinnen der SCOPE-Studie (SCreening fOr Pregnancy Endpoints), die nach Ursachen für Schwangerschaftskomplikationen sucht, gaben 5,5 Prozent an, vor oder während der Schwangerschaft Cannabis konsumiert zu haben. Die Befragungen fanden in der 20. Schwangerschaftswoche statt. Frauen, die bis zu diesem Zeitpunkt Cannabis rauchten, brachten ihr Kind im Durchschnitt nach 29,6 Wochen zur Welt. Bei Frauen, die niemals Cannabis konsumiert hatten, dauerte die Schwangerschaft dagegen im Durchschnitt 34,1 Wochen. Dies sind deutliche Unterschiede, die erklären, warum Frühgeburten bei Cannabiskonsumentinnen sehr viel häufiger beobachte wurden.
Ein Team um Claire Roberts von der Universität Adelaide ermittelte eine adjustierte Odds Ratio von 5,44 (95-Prozent 2,44 bis 12,11).Dabeu wurde der Einfluss von Rauchen, Alkohol, Alter und sozioökonomischen Status herausgerechnet. Laut Roberts könnten nicht wenige als 6,2 Prozent aller Frühgeburten in der Kohorte die Folge des Cannabiskonsums gewesen sein. In Australien, wo der Anteil der Cannabiskonsumentinnen am höchsten war, könnten sogar 12 Prozent aller Frühgeburten auf die Einwirkung der THC-Droge zurückzuführen sein. Der Pathomechanismus ist nicht bekannt. THC ist aber plazentagängig, so dass eine direkte Wirkung auf den Feten wahrscheinlich ist.
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