Maskenpflicht in Niedersachsen soll laut Gesundheitsministerin bestehen bleiben

Hannover – Es wird nun offenbar doch keine kurzfristige Aufhebung der Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung in Niedersachsen geben. Das stellte die niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) heute klar. „Die Landesregierung wird diesen Punkt nochmal sehr ernsthaft überdenken“, sagte auch Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen in Hannover.
Die Landesregierung hatte zunächst erwogen, die Maskenpflicht in Regionen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 ab Dienstag nach Pfingsten aufzuheben. Nach Bekanntwerden der kurzfristigen Lockerungspläne erreichte die Regierung jedoch viel Kritik. Unter anderem hatte der Marburger Bund für Niedersachsen vor einer voreiligen Lockerung der Maskenpflicht als Gefahr bei der Bewältigung der Coronapandemie gewarnt.
Ein solcher Schritt sei denkbar, wenn der Anteil der vollständig geimpften Menschen in Niedersachsen 80 Prozent erreiche – oder alle Impfwilligen sich hätten impfen lassen können, sagte Hans Martin Wollenberg, Vorsitzender des niedersächsischen Landesverbandes des Marburger Bundes. Derzeit seien landesweit aber erst rund elf Prozent der Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
„Wir dürfen das Erreichte nicht aufs Spiel setzen. Wer jetzt die Maskenpflicht lockert, gefährdet diejenigen, die noch keine Impfung erhalten haben“, betonte Wollenberg. Darunter seien beispielsweise auch die Beschäftigten des Einzelhandels und Kinder.
Mit Blick auf Schutzmasken sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute, im Vergleich zu anderem sei dies zwar eine nervige, aber doch auch händelbare Maßnahme, die für die allermeisten mittlerweile in den Alltag übergegangen sei.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte, es gebe immer mehr Belege wie wirksam Masken auch in Alltagssituationen seien. Wenn jetzt gelockert würde, müsste der „Basisschutz“ mit Abstand, Hygiene und Masken von allen möglichst beibehalten werden.
Zudem kritisierten Patientenschützer mögliche weitreichende Lockerungen angesichts sinkender Coronainfektionszahlen in Niedersachsen scharf. „Nicht ein Produkt wird in Deutschland mehr verkauft, nur weil die Maskenpflicht im Einzelhandel fällt“, warnte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.
Der Schutz von Mund und Nase sei die einfachste Hygieneregel, solange noch nicht genügend Menschen geimpft seien: „Damit entlarvt sich der Vorschlag selbst.“ Wissenschaftliche Erkenntnis spiele für politische Entscheidungen kaum eine Rolle mehr, beklagte Brysch.
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