MEDICA: Verband präsentiert Beispiele für innovative Medizintechnik mit Einsparpotenzial
Düsseldorf – Die Medizintechnik-Fachverbände SPECTARIS und ZVEI haben ihre seit dem Jahr 2006 laufende Studienreihe zu den Potenzialen innovativer Medizintechnik in Deutschland fortgesetzt: Auf der MEDICA präsentierten sie die in Kooperation mit dem Fachgebiet Medizintechnik der Technischen Universität (TU) Berlin und der Unternehmensberatung HGC GesundheitsConsult erstellte Studie „Fokus Innovative Medizintechnik 2014“.
In der Studienreihe gehe es um innovative Produkte, die gleichzeitig Einsparpotenzial im Gesundheitssystem böten, sei es im Krankenhaus, beim niedergelassenen Arzt oder bei den Krankenkassen, erläuterte Marc Kraft, Leiter des Fachgebiets Medizintechnik der TU Berlin. Die in die Studie einbezogenen Innovationen müssten zudem drei Kriterien erfüllen: Es müsse sich um ein innovatives Medizinprodukt handeln, dass maximal zehn Jahre am Markt sei. Zudem müsse sich ein Einsparpotenzial nachweisen lassen, das klar kalkulierbar sei. Schließlich müssten Daten zu dem Produkt bereits in einem Review Journal publiziert worden sein.
Erhöhter Patientennutzen kann mit Einsparpotenzialen einhergehen
Die aktuelle Studie verdeutlicht anhand von Kosten-Nutzen-Analysen zu drei Produktbeispielen, dass ein erhöhter Patientennutzen und mögliche Einsparungen Hand in Hand gehen können. Danach profitieren einerseits die Patienten von schonenderen, kürzeren Eingriffen oder effektiveren Behandlungen. Gleichzeitig können Behandlungskosten gesenkt, Folgekosten zum Beispiel aufgrund weniger oder vermiedener Reinterventionen oder Lohnersatzleistungen reduziert sowie Sachkosten für Verbrauchsartikel gespart werden.
Vorgestellt werden im Rahmen der Publikation ein System zur nichtinvasiven Therapie des Uterusmyoms der Firma Philips Healthcare („Sonalleve MR-HIFU“), ein System zur Katheterablation bei der Therapie von Herzrhythmusstörungen der Firma Biosense Webster, einem Geschäftsbereich von Johnson & Johnson Medical („Thermocool Smarttouch“), sowie ein EMG-gesteuertes Elektrostimulationsgerät („Contrain“) zur Behandlung der analen Inkontinenz der Firma Procon GmbH.
Beispiel Ablationskatheter
Der Ablationskatheter reduziert laut Michael Erdtmann, Johnson & Johnson, unter anderem nachweislich das anfallartige Vorhofflimmern, birgt ein geringeres Komplikationsrisiko und zeichnet sich durch eine durchschnittlich um 30 Minuten verkürzte Interventionszeit aus. Die Modellrechnung im Einzelnen: Die Zusatzkosten für die Therapie belaufen sich auf circa 300 Euro. Für ein Krankenhaus, das im Jahr beispielsweise 100 Prozeduren mit dem Ablationskatheter durchführt, fallen Erdtmann zufolge somit Zusatzkosten in Höhe von 30.000 Euro an.
Die Reinterventionsrate liegt im Durchschnitt bei Eingriffen ohne den innovativen Ablationskatheter bei 30 Prozent. Bei einer Erdtmann zufolge konservativ angenommenen durchschnittlichen Verringerung der Reinterventionsrate von 50 Prozent mit der Innovation sparen die Krankenkassen bei 100 Patienten die Reinterventionskosten für 15 Patienten jährlich ein. Nach DRG-Pauschale sind das jeweils 8.600 Euro je Patient, in der Summe 129.000 Euro.
Das Krankenhaus hingegen kann seine OP-Bindungszeit um 50 Stunden jährlich verringern. Bei einer durchschnittlichen OP-Kostenkalkulation von 1.000 Euro/Stunde bringt der Zeitgewinn dem Krankenhaus somit Kostenvorteile in Höhe von 50.000 Euro.
Investitionen müssen sich für Krankenhäuser lohnen
Damit derartige Neuentwicklungen auch künftig den Patienten zugute kommen können, fordern die Fachverbände geeignete Rahmenbedingungen, um den Weg für ein effizienteres und gleichzeitig qualitativ hochwertiges, am Nutzen der Patienten orientiertes Gesundheitswesen zu ebnen.
So müsse es sich beispielweise für die Krankenhäuser lohnen, in moderne Medizintechnik zu investieren statt veraltete Technik zu warten und zu reparieren. Zudem gelte es mit Blick auf die Vorschläge zur Medical Device Regulation in Brüssel zu vermeiden, mit neuen bürokratischen Regelungen weitere Innovationshürden zu schaffen.
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