Medikamenteninduzierter Kopfschmerz ist ein langfristiges Problem

Wien – Auch nach einem intensiven, multidisziplinären Rehabilitationsprogramm leiden viele Patienten mit medikamenteninduziertem Kopfschmerz weiterhin an starken Beeinträchtigungen. Das berichten Schweizer Wissenschaftler um Thomas Benz beim Kongress der Europäischen Schmerzföderation EFIC in Wien.
Die Studie schloss 51 Patienten mit einer langjährigen Kopfschmerzhistorie ein, die an mindestens 45 Tagen innerhalb von drei Monaten an Kopfschmerzen litten. „Analgetika selbst können Kopfschmerzen auslösen. Dadurch geraten die Betroffenen oft in einen Teufelskreis aus Schmerz und Medikamentenübergebrauch, den sie oft aus eigener Kraft nicht mehr durchbrechen können“, berichtete Benz.
Die Studienteilnehmer hatten in der Regel einen Medikamentenentzug im Akutkrankenhaus absolviert und danach an einem zwei- bis dreiwöchigen Kopfschmerzprogramm der Rehabilitationsklinik Bad Zurzach teilgenommen. Dieses Programm ist laut Benz speziell auf Patienten mit Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz zugeschnitten. Neben der ärztlichen Betreuung sieht das Programm verschiedene nichtmedikamentöse Maßnahmen vor, unter anderem eine psychologische Beratung und Instruktion zum Umgang mit Schmerz, Entspannungstherapie, Physiotherapie und medizinische Massagen.
Die Studienteilnehmer wurden sechs bis 30 Monate nach dem Klinikaufenthalt befragt. Sie gaben an, dass ihre durchschnittliche Kopfschmerzstärke auf einer Skala von 0 bis 10 bei 6,5 liege. Ihre allgemeinen körperlichen Funktionen schätzten sie zwar nicht schlechter ein als die Durchschnittsbevölkerung, in allen anderen Gesundheitsdimensionen schnitten sie jedoch deutlich schlechter ab, vor allem was die allgemeine Gesundheitswahrnehmung, Schmerz, Vitalität und psychisches Wohlbefinden betrifft.
Der größte Unterschied zeigte sich im Bereich der sozialen Funktion: Während die Normbevölkerung auf einer Skala von 0 (= maximale Einschränkung) bis 100 (= keine Einschränkung) bei 82 angesiedelt ist, kamen die Studienteilnehmer nur auf 57 Punkte. „Die Kopfschmerzen erweisen sich also als großes Hindernis, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sich mit Freunden zu treffen und sich frei von Beschwerden auf andere einzulassen“, erläuterte Benz.
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