Medizin

Meditation: Meta-Analyse sieht (begrenzte) Wirkung auf psychische Leiden

  • Dienstag, 7. Januar 2014
Uploaded: 07.01.2014 19:05:44 by mis
dpa

Baltimore – Regelmäßige Meditationen können Angstzustände und Depressionen abbauen und Schmerzen lindern. Eine Wirkung auf andere psychische Leiden ist einer Meta-Analyse in JAMA Internal Medicine (2014; doi: 10.1001/jamainternmed.2013) zufolge nicht belegt.

Meditationen sind unter Prominenten in den USA derzeit sehr en vogue, und auch Intellektuelle fühlen sich von den fernöstlichen Techniken angezogen, die in den letzten Jahrzehnten fest in die Komplementärmedizin verankert wurden. Die meditative Versenkung gilt als Heilmittel gegen unterschiedliche Leiden der Psyche und des Körpers, doch die medizinische Evidenz gilt als schwach.

In den letzten Jahren wurden eine Reihe von randomisierten Studien durchgeführt, deren Ergebnisse Madhav Goyal von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore jetzt zusammengefasst hat. Die Meta-Analyse steht insgesamt noch auf schwachen Beinen. So fehlt ein Funnel-Plot (eine Prüfung auf Publikationsbias), es ist jedoch zu erkennen, was Meditationen leisten könnten und was vielleicht nicht.

Eine signifikante Wirkung ermittelte Goyal für Angstzustände, Depressionen und Schmerzen, wobei sich die Effektstärken bei Angstzuständen von 0,22 bis 0,38 und bei leichten depressiven Symptomen von 0,23 bis 0,30 laut Goyal durchaus mit der Wirkung von Antidepressiva messen lassen können. Die Effektstärke wird mit 0 bis 1 Punkt angegeben, ein höherer Wert zeigt eine stärkere Wirkung an. Werte zwischen 0,2 und 0,3 werden als „gering“ eingestuft.

Für andere Wirkungen konnte Goyal keine Belege in den untersuchten 47 randomi­sierten Studien mit immerhin 3,515 Teilnehmern finden. Für den Experten ist deshalb offen, ob Meditationen die Gemütslage festigen, Stress abbauen, die Lebensqualität verbessern können oder bei konkreten Problemen wie Substanzabhängigkeit, Schlaf­störungen helfen oder Diäten sinnvoll unterstützen.

Goyal unterscheidet grob zwei Arten von Meditationen. Bei der ersten versuchen sich die Meditierenden vollkommen und ohne Ziel mental zu entspannen. Als Hilfsmittel dient manchmal ein Mantra, das ständig wiederholt wird. Zu dieser Meditationsform gehört die Transzendentale Meditation, die in den USA weit verbreitet ist. Bei der zweiten Gruppe versuchen sich die Meditierenden auf ein Ziel zu konzentrieren, das in der Loslösung vom eigenen Ego bestehen kann. Diese Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation ist im Buddhismus verbreitet.

Ein Vergleich der beiden Formen wurde nicht durchgeführt, doch bei den meisten Störungen erzielte die Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation die bessere Wirkung. Die transzendentalen Meditationsformen waren schwächer wirksam und erzielten in keinem Endpunkt der Studie, also auch nicht bei Angstzuständen, Depressionen oder Schmerzen eine signifikante Wirkung.

Insgesamt bleibt für Goyal jedoch festzuhalten, dass die Möglichkeiten und Grenzen der Meditation bislang zu wenig erforscht sind. Ein Vorteil gegenüber vielen Medikamenten ist jedoch erkennbar: Die Meditationen sind weitgehend frei von Risiken und Nebenwirkungen.

rme

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