Mediziner: Patienten mit Multipler Sklerose drohen Versorgungslücken

Parchim/Greifswald – Patienten mit Multipler Sklerose (MS) drohen in Mecklenburg-Vorpommern längere Wege zum Facharzt oder gar Lücken bei der medizinischen Versorgung. Nach den Worten des ärztlichen Leiters des MS-Zentrums der Universitätsmedizin Greifswald, Matthias Grothe, gehen im Nordosten mehr und mehr ambulant tätige Neurologen in den Ruhestand. Oft fänden sie für ihre Arztpraxen keine Nachfolger.
„Dadurch entsteht die Situation, dass MS-Betroffene, die mit zunehmendem Alter und teilweise auch zunehmender Behinderung eher ein erhöhtes Maß an fach- und sektorübergreifender Versorgung benötigen, auf weniger Hilfe und Beratung zurückgreifen können“, konstatierte der Mediziner anlässlich einer Tagung des Landesverbandes der Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) vorgestern in Parchim.
Nach den Worten Grothes werden auch immer weniger MS-Patienten stationär im Krankenhaus behandelt, da der Kostendruck auf die Kliniken immer größer werde. Die Nutzung digitaler Kontaktmöglichkeiten könne zwar hilfreich sein. Für die Lösung des Problems sei jedoch eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erforderlich: „Sowohl von MS-Betroffenen, Selbsthilfeorganisationen, Ärzten, Therapeuten, aber auch Krankenkassen und Politik“, betonte Grothe.
Nach Schätzung des Landesverbandes der MS-Selbsthilfeorganisation leiden in Mecklenburg-Vorpommern etwa 2.500 Menschen an der bislang nicht heilbaren Multiplen Sklerose. Dabei handelt es sich um eine chronischentzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Störungen der Bewegungen und der Sinnesempfindungen führt. Die Krankheit zeigt sich meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, ihre Ursache ist unbekannt.
Die Multiple Sklerose Gesellschaft sei für die Betroffenen im ganzen Land zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden, sagte Gesundheits-Staatssekretärin Sylvia Grimm (SPD). „Für dieses Engagement der DMSG-MV und aller beteiligten Ärztinnen und Ärzte, die eine gute Versorgung und eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, spreche ich Ihnen meinen größten Respekt und tiefsten Dank aus“, so Grimm weiter.
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