Vermischtes

Mehr Antidepressiva für junge Mädchen verordnet

  • Dienstag, 30. August 2022
/Tiko, stock.adobe.com
/Tiko, stock.adobe.com

Hamburg – Essstörungen, Depressionen, Adipositas: Die Coronapandemie hat Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Das zeigen Daten der DAK-Gesundheit für die Jahre 2018 bis 2021, die die Krankenkasse heute veröffentlichte.

Vor allem junge Mädchen mit psychischen Erkrankungen wurden demnach verstärkt mit Medikamenten ge­gen psychische Erkrankungen behandelt. Bei Neuerkrankungen stiegen die Verordnungen von Antidepressiva um 65 Prozent. Die medikamentöse Behandlung von Essstörungen nahm um 75 Prozent zu.

Für den aktuellen Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit wurden ambulante und stationäre Behand­lungsdaten von 782.000 bei der Krankenkasse versicherten Kindern und Jugendlichen ausgewertet und mit der Situation vor der Pandemie verglichen.

Zwar gingen danach im Jahr 2021 die Behandlungszahlen bei psychischen Störungen und Verhaltensstö­run­gen um fünf Prozent zurück. Gleichzeitig stiegen einzelne psychische Erkrankungen in bestimmten Alters­gruppen deutlich an.

So wurden 54 Prozent mehr Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren aufgrund von Essstörungen behandelt. Bei Angststörungen gab es bei jugendlichen Mädchen ein Plus von 24 Prozent. In der Gruppe der zehn- bis 14-jährigen Mädchen stieg die Neuerkrankungsrate bei Depressionen um 23 Prozent, bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen um 18 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.

Die an einer Depression neu erkrankten jugendlichen Mädchen bekamen auch deutlich häufiger Medika­men­te. Der Anteil stieg 2021 um 65 Prozent im Vergleich zu 2019. „Der explosionsartige Anstieg bei der Verschrei­bung von Antidepressiva ist sehr bedenklich“, erklärte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

Bei Jungen dagegen sank die Depressionsneuerkrankungsrate bei Schulkindern zwischen zehn und 14 Jahren um 17 Prozent und bei den 15- bis 17-Jährigen um 15 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich der Analyse zufol­ge bei Essstörungen und Angststörungen – dem Zuwachs bei jugendlichen Mädchen stand ein Rückgang bei Jungen gegenüber.

Eine Zunahme von starkem Übergewicht beobachtete die DAK-Gesundheit vor allem bei Grundschulkindern. In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen stiegen die Adipositaszahlen 2021 um 14 Prozent. Jungen waren etwas stärker betroffen als Mädchen. Bei den 15- bis 17-jährigen Jungen gab es sogar 15 Prozent mehr Adipositas, bei den Mädchen dieser Altersgruppe sechs Prozent mehr.

Insgesamt kamen dem Report zufolge im zweiten Coronajahr weniger Kinder und Jugendliche in Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um vier Prozent und Krankenhaus­aufenthalte um 18 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück.

Zudem bekamen zwölf Prozent weniger Kinder und Jugendliche Arzneimittel verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank 2021 im Vergleich um 43 Prozent.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung