Mehr Pollenallergie durch Klimawandel und westliche Ernährung

Berlin – Ambrosiapollen (Traubenkraut) haben 2024 einen Zuwachs von etwa 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erlebt. Das erklärte Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) heute bei einer Pressekonferenz anlässlich des Starts der Pollensaison 2025.
Im September vergangenen Jahres sei der Flug der Ambrosiapollen besonders stark gewesen und es seien Tageshöchstwerte gemessen worden. Die Pflanze stammt aus Nordamerika und blüht von Juli bis Oktober. Zusätzlich hätte es im September eine zweite Saison von Beifußpollen gegeben, die normalerweise Anfang August stattfindet.
Auch der Pollenflug von Birke und Erle begann 2024 früher und fiel stärker aus. „Im April vergangenen Jahres gab es eine Doppelbelastung durch Birkenpollen und den Saharastaub“, so Werchan.
In diesem Jahr habe die Pollensaison bereits begonnen, fiele jedoch aktuell noch vergleichsweise schwach aus. Wenn sich das Wetter ändere, könne es die Belastung jedoch schnell stärker werden.
Bäume pflanzen, aber nur bestimmte
Einen Beitrag zum vermehrten Pollenflug der vergangenen Jahre leistet insbesondere der Klimawandel. Um Klima und Gesundheit zu schützen, empfiehlt das ECARF Institut unter anderem städtebauliche Maßnahmen. Karl-Christian Bergmann vom ECARF Institut wies zudem auf den Einfluss von Grün und Blauflächen – also etwa Parks und Seen – auf die psychische Gesundheit hin.
Der Pneumologe und Allergologe von der Charité Universitätsmedizin in Berlin plädierte dafür, allergikerfreundliche Bäume zu pflanzen. Vorteilhaft seien Linden, Kastanien und Platanen. Vermeiden sollte man dagegen das Anpflanzen von Birken, Erken und Eschen.
Zusätzlich könne es sinnvoll sein, weibliche Bäume zu pflanzen, da nur die männlichen Bäume Pollen hätten, so Bergmann. Vorantreiben will die Stiftung dies mit dem Projekt „Allergikerfreundliche und Klimabewusste Stadt Berlin“, das 2024 gestartet ist.
Probiotika vermindern Heuschnupfensymptome
Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Pollenallergien spiele die Ernährung, sagte Torsten Zuberbier, Vorstandsvorsitzender des ECARF und Leiter der Abteilung für Allergiefolgenforschung der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité. „Durch viel Zucker und eine faserstoffarme Ernährung können sich im Darm schlechtere Bakterien ausbreiten und die Diversität von Laktobazillen nimmt ab“, so der Dermatologe und Allergologe.
Ein so verändertes Mikrobiom steht im Verdacht, Allergien zu fördern. In einer noch nicht publizierten randomisiert kontrollierten Studie hätte das ECARF Institut dies getestet: Erwachsene Personen mit einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Gräserpollen erhielten dem Pneumologen Bergmann zufolge unterschiedliche Mengen von Bakterien per Kapsel und wurden vor und nach der Einnahme in einer Expositionskammer mit Gräserpollen provoziert.
„Wir haben zeigen können, dass 30-40 Prozent weniger Heuschnupfen und Symptome vorhanden sind“, sagte Zuberbier. Zwei Studien mit 90 und 160 Teilnehmenden sollen voraussichtlich im März publiziert werden.
Allergikerfreundlicher Apfel ab Herbst angekündigt
Eine Kreuzallergie von bestimmten Pollen, insbesondere der Birke, besteht oftmals zu Äpfeln. Werner Dierend von der Hochschule Osnabrück kündigte nun an, dass im kommenden Herbst zwei allergikerfreundliche Äpfel geerntet werden und auf den Markt kommen sollen. Das Besondere: Sie haben einen sehr niedrigen Gehalt an Mal 1 d.
Mal 1 d, das Hauptallergen des Kulturapfels, sei dem Birkenallergen sehr ähnlich, so Zuberbier von der Charité. „Züchtungen, um Äpfel süßer zu bekommen haben dazu geführt, dass weniger Polyphenol im Apfel ist, sodass diese mehr Abwehrprotein erzeugt haben“, erklärte Zuberbier.
Der neue Apfel soll dem nun Abhilfe schaffe. Laut ECARF sind die Äpfel über drei Jahre an Personen mit einer Allergie getestet worden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit:
4