Mehr Polypharmazie nach Wegfall der Praxisgebühr befürchtet
München – Mehr Polypharmazie, also die Einnahme sehr vieler Medikamente, befürchtet der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) nach dem Wegfall der Praxisgebühr. Grund dafür sei, dass der Hausarzt seine Lotsenfunktion ohne die Praxisgebühr schlechter erfüllen könne.
„Der Hausarzt muss die zentrale Stelle sein, bei der alle medizinischen Informationen über den Patienten zusammenlaufen, damit die Therapien in Absprache mit den Fachkollegen gezielt koordiniert und eine für den Patienten gefährdende Polypharmazie vermieden werden kann“, sagte der Vorsitzende des BHÄV, Dieter Geis. Die Streichung der Praxisgebühr ermutige Patienten, unkoordiniert Fachärzte aufzusuchen, ohne dass ein Arzt vom anderen etwas erfahre oder ausreichend über eine bereits laufende Medikation Kenntnis habe.
Geis forderte, Hausärzte müssten dafür honoriert werden, die Medikation eines Patienten kritisch zu durchleuchten und gegebenenfalls umzustellen. Dies sei im Augenblick nur in dem Hausarztvertrag des BHÄV mit der AOK Bayern vorgesehen und werde von den Versicherten und Ärzten positiv angenommen.
„Der BHÄV bietet anderen Krankenkassen natürlich gerne eine Erweiterung der bestehenden Verträge um eine solche, der Patientensicherheit dienenden Leistung an“, betonte Jürgen Büttner, Vertrags- und Abrechnungsexperte des BHÄV. Nur im Hausarztvertrag sei für ein entsprechendes ausführliches Gespräch des Hausarztes mit dem betroffenen Patienten oder den betreuenden Personen eine Leistungsposition vorgesehen.
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