Politik

Mehrheit ist unzufrieden mit EHEC-Krisen­management

  • Mittwoch, 15. Juni 2011
dpa
dpa

Berlin – Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist mit dem EHEC-Krisen­manage­ment der Bundes­regierung unzufrieden.

58 Prozent bewerten es als „weniger gut“ (35 Prozent) oder „schlecht“ (23 Prozent), wie eine am Mittwoch veröffent­lichte repräsentative Umfrage des Magazins Stern ergab.

Der Umfrage zufolge bewertet nur eine Minderheit der Bürger den Umgang der Regierung mit dem gefährlichen Darmkeim positiv. 35 Prozent beurteilen ihn als „gut“, vier Prozent als „sehr gut“.

Die Krise wirkte sich auch auf die Essgewohnheiten aus: 58 Prozent sagten, sie hätten auf bestimmte Gemüsesorten verzichtet. Bei den Frauen taten dies 65 Prozent, bei den Männern 50 Prozent. 40 Prozent aller Befragten gaben an, sie hätten sich häufiger als sonst die Hände gewaschen.

Obwohl der Höhepunkt der EHEC-Welle überschritten zu sein scheint, gibt es ein weiteres Todesopfer: Wie die Hamburger Gesundheitsbehörde mitteilte, starb ein 1920 geborener Mann mit EHEC-Infektion. Das RKI berichtete, es werde ein kontinuierlicher Rückgang der gemeldeten Fallzahlen von EHEC und dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) beobachtet. Seit Anfang Mai seien 3.244 Fälle übermittelt worden.

Sprossen werden weiter angeboten
Derweil bietet der Handel in Mecklenburg-Vorpommern laut Verbraucherschutzminister Till Backhaus (SPD) trotz der Warnung vor EHEC-belasteten Gemüsesprossen diese Lebensmittel weiterhin an.

Lieferungen aus dem als Quelle der EHEC-Verbreitung geltenden Biohof in Niedersachsen seien zwar komplett aus dem Verkehr gezogen worden, sagte Backhaus in Rostock. „Wir wissen aber nicht, ob nicht doch das Saatgut belastet war und es deshalb weitere Quellen geben könnte.“ Deshalb verlange er vom Handel, alle Sprossen zu vernichten.

Entschädigung für europäische Gemüsebauern
Die von der Epidemie getroffenen europäischen Gemüsebauern werden entschädigt: Sie erhalten 210 Millionen Euro aus Brüssel, wie am Dienstagabend bekannt wurde. Mit dem Geld aus einem Notfallfonds sollen die Produzenten 50 Prozent ihrer Ausfälle ersetzt bekommen. Entschädigt werden sie für unverkäuflich gewordene Gurken, Tomaten, Paprika, Zucchini und Salate.

Die bayerischen Behörden gaben unterdessen endgültig Entwarnung im Fall des EHEC-Fundes auf Salat eines Erzeugers aus Bayern. Bei dem auf einem Salat der Sorte „Lollo Rosso“ in Bayern nachgewiesenen EHEC-Erreger handelt es sich dem bayerischen Gesundheitsministerium zufolge nicht um den für den derzeitigen Ausbruch verantwortlichen Typ O 104.

Das bestätigten demnach Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR). Die Sperrung des Betriebs in Fürth sei aufgehoben worden.

Die betroffene Charge dürfe aber nicht in den Verkehr gebracht werden. Es war bereits zuvor als unwahrscheinlich eingestuft worden, dass es sich bei dem EHEC-Erreger um den vor allem in Norddeutschland verbreiteten Keim-Typ handelt.

dapd/afp

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