Vom Arztdasein in Amerika

Mein dritter Facharzt

  • Montag, 21. August 2017

Ich kriege einfach nicht genug, wirklich nicht. Mittlerweile gehe ich auf die Ende 30 zu, bin im elften Jahr meines ärztlichen Wirkens, kann aber nicht mit dem Lernen aufhören. Ich war schon als Junge ungemein neugierig, sehe nicht nur in meinen Geschwistern, Neffen und Nichten, sondern gerade auch in meinen eigenen Kindern diese Eigen­schaft. Wir stellen zwar meistens nur leise die Fragen, dafür natürlich mindestens genau­so intensiv, wie wenn sie laut gestellt werden.

Zum Beispiel: Wieso genesen nicht alle Patienten? Warum reagieren Menschen so unter­schiedlich auf die Therapien? Wie kann ich ein besserer Arzt werden und mehr Leben und Gesundheit meiner Patienten bewahren? Wie schütze ich vor Wiederkehr von Krankheit? Das sind nur einige der sehr vielen Fragen, die mir oft täglich durch den Kopf schwirren.

Doch das Wechseln von fach- zu assistenzärztlichem Dasein fällt mir zunehmend schwie­­ri­ger mit fortschreitendem Alter. Vielleicht ist das Niveau ein anderes, als was ich mir erhoffe, vielleicht bin ich einfach zu starr und vorgeformt in meinen Meinun­gen, vielleicht beginnen auch bei mir die Verknöcherungen des Älterwerdens einzuset­zen. Natürlich ist es auch eine finanzielle Einschränkung, Assistenzarzt zu sein und, überspitzt formuliert, vom gesättigten zum knurrenden Magen fällt stets schwerer als umgekehrt.

Dennoch habe ich mich für einen dritten Facharzt entschieden. Dieser ist etwas un­ortho­dox und kann in einer Art Fernstudium mit gelegentlichen Praktika nach zwei Jahren erreicht werden. Zwar kann ich dadurch nicht Vollzeit als Facharzt arbeiten, aber immerhin ausreichend, um nicht ganz so einen starken Einkommensverlust hinnehmen zu müssen. Weiterhin sind alle Teilnehmer in einer ähnlichen Situation wie ich – Teil­zeit-Assistenzarzt, sozusagen.

Ich strebe nämlich den – offiziell nicht anerkannten – Facharzt für „komplementäre und integrative Medizin“ an, was manche auch als „Alternativmedizin“ bezeichnen. Verlasse ich also hiermit den Pfad der Schulmedizin? Nein, sicherlich nicht.

Denn ich bin neugierig, was alternativmedizinische Modelle wie die chinesische Medizin (man denke an Akupunktur) oder die Kräutertherapie (man denke an die Wirk­samkeit von Johanniskraut oder Lavendel) zu bieten haben. Gerade in Deutschland sind sogenannte alternativmedizinische Modelle angesichts der Homöopathie, der Bäder- und Wassertherapie, Kräuter-, Massage- und Akupunkturbehandlungen sehr beliebt und viele deutschsprachige Kollegen können sicherlich meine Neugierde nach­vollziehen.

In den USA sind solche Studien beziehungsweise alternativmedizinische Wandlungen verpönt, wie ich im Gespräch mit vielen Kollegen heraushörte. Dabei scheint meine zukünftige Facharztweiterbildung sehr gut zu sein und Vorbehalte sind eher Vorurteile denn wirkliche Kritik. Details findet der interessierte Leser auf der Internetseite des Zentrums für Integrative Medizin in Arizona.

Ich will keine Werbung betreiben, sondern einfach nur von einer weiteren Windung meines Lebenslaufes und einer weiteren Möglichkeit der Weiterbildung in den USA berichten. Ich werde regelmäßig schildern und hoffe, meine Neugierde befriedigt zu wissen, wie ich Patienten besser und effektiver helfen kann als jetzt.

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