Melanomrisiko nach Nierentransplantation erhöht
Cleveland – Patienten erkranken nach einer Nierentransplantation fünfmal häufiger als andere Menschen an einem Melanom. Das Risiko steigt laut einer Analyse amerikanischer Krankenregister in JAMA Dermatology (2017; doi: 10.1001/jamadermatol.2017) mit dem Alter sowie bei weißer Hautfarbe und nach einer Lebendorganspende. Auch die Art der Immunsuppression ist von Bedeutung.
Von 104.174 Menschen, denen in den USA in den Jahren 2004 bis 2012 eine Niere transplantiert wurde, sind 488 an einem Melanom erkrankt. Die absolute Gefahr ist mit 0,46 Prozent gering. Dennoch raten Experten den Empfängern von Organtransplantationen dringend, sich jährlich einer hautärztlichen Untersuchung zu unterziehen.
Mona Ascha vom University Hospital Cleveland Medical Center in Ohio hat untersucht, welche Faktoren für das erhöhte Melanomrisiko verantwortlich sind. Die wichtigste Ursache ist zweifellos die Immunsuppression. Dabei spielt nicht nur die Immunsuppression an sich eine Rolle, die bei den Patienten zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen unverzichtbar ist.
Auch die Wahl der Medikamente ist bedeutsam. Ciclosporin und Azathioprin werden direkte onkogene Wirkungen zugeschrieben. Die Analyse von Ascha bestätigt dies. Patienten, die Ciclosporin einnehmen, haben ein um 69 Prozent erhöhtes Risiko auf ein Melanom (Hazard Ratio 1,69; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,09 bis 2,62). Aber auch Sirolimus war mit einem um 46 Prozent erhöhten Risiko verbunden (Hazard Ratio 1,46; 1,16-1,84). Der Einfluss von Azathioprin wurde nicht untersucht, da es heute nur noch selten eingesetzt wird.
Betroffen sind in erster Linie Menschen mit weißer Hautfarbe. Asiaten (Hazard Ratio 0,15; 0,06-0,36), Afroamerikaner (Hazard Ratio 0,05; 0,03-0,10) und „Hispanics" (Hazard Ratio 0,28; 0,19-0,42) erkranken auch nach einer Organtransplantation seltener an einem Melanom.
Überraschend ist, dass der Empfang einer Lebendspende ebenfalls mit einem erhöhten Melanomrisiko verbunden ist. Ascha ermittelt eine Hazard Ratio von 1,28 (1,05-1,55). Da Lebendspenden in der Regel von Verwandten sind und eine mildere Immunsuppression erforderlich machen, sollte das Melanomrisiko eigentlich geringer sein. Ascha schließt nicht aus, dass es sich bei dem Risiko um ein Artefakt handelt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: