Melatonin-Mangel als Diabetesrisiko

Boston – Ein Mangel am „Schlafhormon“ Melatonin, das vor allem in der Nacht gebildet wird, könnte die Anfälligkeit auf einen Typ 2-Diabetes erhöhen. Dies kam in einer Fall-Kontroll-Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2013; 309: 1388-1396) heraus.
Es gibt verschiedene Hinweise, dass Melatonin, das von der Epiphyse fast nur nachts ausgeschüttet wird, den Glukosestoffwechsel beeinflusst. Melatonin erreicht über den Blutkreislauf die Inselzellen des Pankreas, wo sich Andockstellen für das Hormon befinden. Mutationen, die zum Funktionsverlust der Rezeptoren führen, sind bereits in früheren Studien mit einem erhöhten Diabetesrisiko in Verbindung gebracht worden. Ciaran McMullan vom Brigham and Women’s Hospital in Boston fand jetzt im Datenpool der Nurses' Health Study weitere Hinweise.
Im Jahr 2000 hatten einige Teilnehmerinnen der prospektiven Beobachtungsstudie Harnproben abgegeben. Dort ließ McMullan die Konzentration des Metaboliten 6-Sulfatoxymelatonin bestimmen. Die Konzentration im Morgenurin gilt als guter Maßstab für die nächtliche Ausschüttung des Hormons.
McMullan verglich die Hormonwerte von 370 Frauen, die in den Folgejahren an einem Typ 2-Diabetes erkrankten, mit der gleichen Zahl von Kontrollen, die gesund blieben. Die späteren Diabetikerinnen hatten signifikant niedrigere Werte. Nach den Berechnungen von McMullan erkranken Frauen mit Melatonin-Mangel 2,17-fach häufiger an einem Typ 2-Diabetes als Frauen mit einer hohen nächtlichen Hormonproduktion. Die Inzidenzrate des Typ 2-Diabetes stieg infolge des Melatoninmangels von 4,27 auf 9,27 Erkrankungen auf 1.000 Personenjahre.
Dank der detaillierten Befragungen in der Nurses' Health Study konnte McMullan andere mögliche Einflüsse wie Übergewicht, Menopausenstatus, positive Familienanamnese, arterielle Hypertonie sowie die Einnahme von Betablockern oder Nicht-steroidale Antiphlogistika auf die Ergebnisse ausschließen.
Dennoch kann seine Fall-Kontroll-Studie eine Kausalität nicht belegen. Unklar bleibt auch die Ursache des Melatonin-Mangels. Infrage kommt unter anderem ein zu kurzer oder ein nicht erholsamer Schlaf, der in früheren Untersuchungen bereits mit der Entwicklung einer Insulinresistenz in Verbindung gebracht wurde.
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