Medizin

Meniskusoperation: Meta-Analyse sieht keine Evidenz bei milder Arthrose

  • Dienstag, 26. August 2014
Uploaded: 26.08.2014 18:58:57 by mis
dpa

Hamilton – Die arthroskopische Lavage beziehungsweise ein Débridement, die bei älteren Patienten mit leichter Gonarthrose häufig durchgeführt werden, sind nach den Ergebnissen einer Meta-Analyse im Canadian Medical Association Journal (2014, doi: 10.1503/cmaj.140433) in der Wirksamkeit nicht belegt. Die Autoren raten zunächst zu einer konservativen Behandlung.

Die Menisci des Kniegelenks verlieren mit zunehmenden Lebensjahren ihre Elastizität. Degenerative Meniskusrisse sind häufig. Eine Lavage kann abgetrennte Fasern aus dem Kniegelenk beseitigen, ein Débridement kann die halbmondförmigen Knorpel wieder in Form bringen. Eine lange als selbst-evident eingestufte Therapie ist in den letzten Jahren durch zwei randomisierte Studien in Zweifel gezogen worden.

In beiden waren die Ergebnisse nach einer Lavage oder einem Débridement nicht besser als unter einer Scheinoperation (NEJM 2002; 347: 81-88 und 2008; 359: 1097-1107). An den beiden Studien hatten jedoch Patienten teilgenommen, die bereits unter einer ausgeprägten Arthrose litten. Es ist durchaus möglich, dass die Behandlung für sie zu spät kam. Doch die Wirkung der therapeutischen Arthroskopie ist auch bei Patienten mit relativ milden Gelenkschäden umstritten, wie eine Meta-Analyse zeigt, die Moin Khan von der McMaster Universität in Hamilton/Ontario und Mitarbeiter durch­geführt haben.

Das Team konnte sieben kleinere randomisierten klinische Studien ausfindig machen, an denen 805 Patienten teilgenommen hatten. Sie waren auf eine arthroskopische Behand­lung oder verschiedene konservative Therapien randomisiert worden (von einer Scheinbehandlung, über Krankengymnastik bis zur Injektion von Steroiden). Kurzfristig erzielte die Operation eine signifikant bessere Wirkung.

Die Wirkstärke blieb jedoch unterhalb der Schwelle einer „minimally important difference“ (mindestens 10 Punkte im Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score) die für den Patienten einen klinisch relevanten Vorteil bedeutet hätte. Langfristig waren keine klinischen Vorteile durch die Arthroskopie erkennbar, schreibt Khan. Den Patienten riet der orthopädische Chirurg, es zunächst mit einer konservativen Behandlung zu versuchen.

Eine nicht belegte Evidenz bedeutet jedoch nicht, dass eine Behandlung nicht wirksam ist. Angesichts eines Eingriffs, der weltweit 4 Millionen Mal pro Jahr durchgeführt wird, davon allein 700.000 Mal in den USA, ist eine Meta-Analyse unterschiedlicher Studien mit weniger als 805 Patienten nicht unbedingt aussagekräftig.

Weitere Erkenntnisse werden von fünf klinischen Studien erwartet, die derzeit unter ClinicalTrials.gov gelistet sind (NCT01264991, NCT01850719, NCT01288768, NCT01002794, NCT01931735). Mit einer Gesamtzahl von 924 Patienten dürften sie die Evidenz auf einen festeren Boden stellen – oder die Zweifel weiter untermauern, die kürzlich auch in einer Bewertung des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geäußert wurden.

rme

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