Menschen in Pflegeheimen bewegen sich wegen Coronaregeln zu wenig

Tübingen – Körperliche Aktivitäten von Pflegeheimbewohnern sind wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen laut einer Studie der Universität Tübingen (DOI: 10.3389/fspor.2020.589214) zu kurz gekommen.
„Die Bewegungsförderung in den Heimen wurde erheblich behindert“, erklärte Annika Frahsa vom Institut für Sportwissenschaft in einer heute veröffentlichten Mitteilung. Das Problem sei, dass die Förderung von Bewegung in den internen Leitlinien der untersuchten Heime nicht vorgesehen sei.
Die Aufgaben – dazu zählen beispielsweise Gleichgewichtsübungen und Training des Reaktionsvermögens – würden großenteils von externen Dienstleistern erfüllt, die während des sogenannten Lockdowns im Frühjahr keinen Zutritt zu den Heimen hatten. Das Forschungsteam will nun neue Konzepte entwickeln, um die Pflegebedürftigen mobil zu halten.
Zwar sahen die Führungskräfte der Heime laut Studie Bewegungsangebote und -anreize auch in Zeiten der Pandemie als wichtig an. „Doch ist das in Heimen wenig institutionalisiert. Durch den eingeschränkten Zugang konnte die Bewegungsförderung nicht wie üblich an externe Dienstleister delegiert werden“, erklärte Frahsas Kollege Ansgar Thiel.
Die Aufgabe sei daher in diesem Bereich an wenig qualifizierte, interne Mitarbeiter übertragen worden. Da die Arbeitskapazität des Pflegepersonals durch die Pandemie selbst überbeansprucht gewesen sei, sei die Bewegungsförderung in vielen Fällen zurückgefahren worden.
Das Forschungsprojekt BaSAlt des Tübinger Forschungsteams lief bereits vor der Coronapandemie. Erforscht wird, wie Gesundheit und Lebenszufriedenheit von Menschen in Pflegeheimen optimal gefördert werden können.
Die Teilstudie über die Bedingungen im Coronalockdown wurde aktuell eingeschoben. Acht Heime in den Stadt- und Landkreisen Tübingen, Reutlingen und Esslingen waren einbezogen.
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