Medizin

Migräne erhöht Schlaganfallrisiko nach Operationen

  • Mittwoch, 11. Januar 2017
/dpa
dpa

Boston – Patienten mit Migräne haben ein erhöhtes Risiko, nach einer Operation einen Schlaganfall zu erleiden. Sie werden laut einer Studie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2017; 356: i6635) auch häufiger als andere Patienten im ersten Monat nach der Operation erneut hospitalisiert. Besonders gefährdet sind Patienten, deren Migräne-Attacken eine Aura vorausgeht.

Die Migräne wurde lange als eine – trotz der quälenden Schmerzen – harmlose Erkrankung eingestuft. Seit einigen Jahren ist jedoch bekannt, dass Migräne-Patienten ein erhöhtes Risiko haben, an einem Schlaganfall zu erkranken. Bekannt ist auch, dass das Schlaganfallrisiko nach Operationen generell erhöht ist.

Ein Team um Matthias Eikermann von der Harvard Medical School in Boston hat jetzt untersucht, ob es beim perioperativen Schlaganfallrisiko Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Migräne gibt. Dazu haben die Forscher die Krankenakten aller Patienten ausgewertet, die in den Jahren 2007 bis 2014 am Massachusetts General Hospital und zwei Satellitenkliniken operiert wurden. Von den 124.558 chirurgischen Patienten erlitten 771 (0,6 Prozent) in den 30 Tagen nach der Operation einen Schlaganfall. Darunter waren 89 Patienten (11,5 Prozent) mit Migräne.

Insgesamt waren mehr Patienten mit Migräne als Patienten ohne Migräne an einen perioperativen Schlaganfall erkrankt. Eikermann ermittelte eine adjustierte Odds Ratio von 1,75, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,39 bis 2,21 signifikant war. Ein Anstieg um 75 Prozent mag moderat erscheinen, er bedeutet aber, dass der Anteil der Patienten, die nach einer Operation einen Schlaganfall erleiden, durch die Migräne von 2,4 auf 4,3 pro 1.000 Patienten ansteigt.

Bei einer Migräne mit Aura steigt die Wahrscheinlichkeit sogar auf 6,3 Schlaganfälle pro 1.000 Patienten. Ein Teil der Patienten muss dann erneut in der Klinik behandelt werden. Eine Migräne steigerte das Risiko auf eine Rehospitalisierung um 31 Prozent (adjustierte Odds Ratio 1,31; 1,22-1,41).

Weitere Analysen ergaben, dass eine Migräne das Schlaganfallrisiko insbesondere nach ambulanten Operationen erhöht (Adjustierte Odds Ratio 4,02; 1,40–13,93). Ein weiterer begünstigender Faktor war eine hohe Dosis von Vasopressoren, die während der Narkose zur Stabilisierung des Blutdrucks verabreicht werden.

Ein weiterer begünstigender Faktor könnte ein Rechts-Links-Shunt sein. Zu einem Rechts-Links-Shunt kann es bei Menschen mit offenem Vorhofseptumdefekt kommen. Ein Teil des venösen Blutes gelangt dann ohne den Umweg über die Lungen in den großen Kreislauf. Thromben aus peripheren Venen können dann Hirngefäße verlegen und einen Schlaganfall auslösen. Die Gabe von Vasopressoren könnte dies begünstigen. Unklar bleibt aber, warum dies erst Tage nach der Operation geschieht, wenn die Wirkung der Vasopressoren längst abgeklungen ist.

rme

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