Medizin

Migräne mit Aura erhöht kardiovaskuläres Sterberisiko

  • Mittwoch, 25. August 2010
dpa
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Reykjavik – Isländische Frauen und Männer, die an einer Migräne mit Aura leiden, haben einer prospektiven Kohortenstudie im Britischen Ärzteblatt BMJ (2010; 341: c3966) zufolge im Alter ein leicht erhöhtes Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. In einer Kohorte US-amerikanischer Frauen wurde in einer anderen Publikation (BMJ 2010; 341: c3659) ein erhöhtes Risiko von Hirnblutungen festgestellt.

In den letzten Jahren hat eine Reihe von Studien die Migräne mit Schlaganfällen oder anderen kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht. Betroffen waren in der Regel Patienten mit einer Aura, also zeitweiligen Störungen des Sehens und anderer Sinneswahrnehmungen, die den Kopfschmerzattacken vorausgehen können.

Vor dem Hintergrund der vaskulären Hypothese der Migräne lassen sich die Assoziationen auf die eine oder andere Weise erklären. Übersehen wird dabei häufig, dass die Assoziationen schwach sind und nur wenige Erkrankungen erklären, zu denen es erst Jahrzehnte nach Auftreten der Migräne kommt.

Dies war auch in der Reykjavik Study der Fall. Es handelt sich um eine prospektive Kohortenstudie der Icelandic Heart Association, die in den Jahren 1967 bis 1991 Daten zu 18.725 Bewohnern der Nordatlantikinsel gesammelt hat. In den Fragebögen erkundigten sich die Forscher auch nach Kopfschmerzen und Migränebeschwerden, die mit späteren Herz-Kreislauf-Todesfällen in Beziehung gesetzt wurden.
 

Auf diese Weise ermittelte Larus Gudmundsson von der Universität in Reykjavik für Migräneure mit Aura (nicht aber für solche ohne Aura) ein um 21 Prozent erhöhtes Sterberisiko, das vor allem auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen war, an denen die Betroffenen mit Aura zu 27 Prozent häufiger starben als Isländer ohne Kopfschmerzen.

Für die kardiovaskulären Todesfälle waren vor allem die koronare Herzkrankheit (28 Prozent mehr Todesfälle) und der Schlaganfall (plus 40 Prozent) verantwortlich. Weibliche Migräneure mit Aura starben auch zu 19 Prozent häufiger an nichtkardiovaskulären Ursachen.

Diese relativen Hazard Ratios werden häufig missverstanden. Anschaulicher sind die absoluten Angaben zum 10-Jahressterberisiko. Es steigt bei 50-jährigen Männern infolge einer Migräne mit Aura um 1,2 Prozent (von 6,8 auf 8,0 Prozent) und bei 50-jährigen Frauen um 0,6 Prozent (von 3,0 auf 3,6 Prozent).

Für 70-Jährige errechnet Gudmundsson einen Anstieg des 10-Jahressterberisikos um 5,5 Prozent (von 40,6 auf 46,1 Prozent) für Männer und um 3,8 Prozent (von 24,1 auf 27,9 Prozent) für Frauen. Migräneure mit Aura haben demnach eine gute Chance das 80. Lebensjahr zu erreichen.

rme

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