Migranten bei Bildung und Gesundheit benachteiligt

Berlin – Deutschland hat laut einer Studie im internationalen Vergleich im Umgang mit Migranten bei der Gesundheits- und Anti-Diskriminierungspolitik hohen Nachholbedarf. Es erreicht nach dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten „Migrant Integration Policy Indey” (MIPEX) in beiden Bereichen Platz 22 bei insgesamt 38 befragten Staaten. Nach Ansicht des Rates für Migration (RfM) werden Migranten auch bei der Bildungspolitik vergleichsweise stark benachteiligt. Hier belegt Deutschland Platz 16.
Die Studie analysiert die Integrationspolitik in 38 Staaten: den EU-Mitgliedsländern, Australien, Kanada, Island, Japan, Südkorea, Neuseeland, Norwegen, die Schweiz, die Türkei und den USA. Dabei untersuchen Wissenschaftler acht zentrale Politikbereiche wie die Mobilität im Arbeitsmarkt, Familienzusammenführung, Bildung, politische Partizipation und Antidiskriminierung. Die Studie in Deutschland entstand in Zusammenarbeit mit dem „Rat für Migration” (RfM), dem Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung.
Insgesamt habe sich Deutschland aber in puncto Integration verbessert und liege mit 61 von 100 möglichen Punkten über dem Durchschnitt (52 Punkte), erklärte der Programmdirektor für Migration und Integration, Thomas Huddleston. 2011 habe Deutschland drei Punkte weniger erreicht. Das Land sei eines der wenigen Industrieländer, das sich hier verbessert habe, so Huddleston.
Deutschland schneide vor allem in den Bereichen Arbeitsmarkt (Rang 4) und Einbürgerung (Rang 3) gut ab. Allerdings sei die Bundesrepublik weiterhin das letzte Haupteinwanderungsland, in dem die doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich verboten sei.
Der Sozialpsychologe Andreas Zick sprach sich mit Blick auf die steigende Zahl von Flüchtlingen und deren Integration in den Arbeitsmarkt für eine stärkere Unterstützung der Städte und Kommunen aus. Durch die Krisensituation in vielen Ländern, aber auch durch die Folgen des Klimawandels werde sich am Zuzug in absehbarer Zeit auch nichts ändern.
Mit Blick auf das Spitzentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Ministerpräsidenten und Vertretern von Städten am Donnerstag betonte Zick, die Kommunen bräuchten schnelle Hilfen für die kurzfristige Aufnahme von Flüchtlingen. Zugleich müsse die strukturelle Unterstützung für die langfristige Aufnahme verbessert werden.
Flüchtlinge müssten einen schnellen Zugang zu Bildung erhalten, Bildungsabschlüsse zügiger anerkannt und der Zugang zum Arbeitsmarkt verbessert werden. Er sprach sich für die Einführung eines „Integrations-Solis” aus. Damit sollten finanziell schwach ausgestattete Kommunen unterstützt werden.
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