Millionen Kinder leiden unter Ernährungsproblemen

New York – Mindestens jedes dritte Kind unter fünf Jahren – 200 Millionen Mädchen und Jungen weltweit – leidet unter den Folgen unzureichender oder schlechter Ernährung. Das geht aus einem heute in New York veröffentlichten Report des UN-Kinderhilfswerks
hervor. Demnach sind die Betroffenen „entweder unterernährt oder übergewichtig“.
Fast zwei Drittel der Kleinkinder zwischen sechs Monaten und zwei Jahren erhalten den Angaben zufolge nicht die richtigen Lebensmittel zur Förderung ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung. „Es besteht die Gefahr, dass sich ihr Gehirn nicht gut entwickeln kann und sie später Lernschwierigkeiten haben“, so die Experten. Zudem sei das Immunsystem geschwächt, was in vielen Fällen sogar zum Tod führen könne.
„Trotz aller technologischen, kulturellen und sozialen Fortschritte in den letzten Jahren haben wir eine grundlegende Tatsache aus den Augen verloren: Wenn Kinder schlecht essen, haben sie ein schlechtes Leben“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore.
Die Art und Weise, wie Mangelernährung zu verstehen und zu bekämpfen sei, müsse sich ändern, mahnte sie. „Es geht nicht nur darum, dass Kinder genug zu essen haben; es geht vor allem darum, dass sie das Richtige essen.“ Das sei die gemeinsame Herausforderung der internationalen Gemeinschaft.
Der Unicef-Report dokumentiert verschiedene Formen von Fehlernährung: Während weltweit 50 Millionen Kleinkinder unterernährt, also zu dünn seien, litten 40 Millionen Kinder unter fünf unter Übergewicht oder Fettleibigkeit. 149 Millionen seien wegen einer Mangelernährung unterentwickelt, und bei 340 Millionen Mädchen und Jungen gebe es Defizite wegen fehlender Vitamine und Nährstoffe.
Die Experten kritisierten das große Angebot an Junk Food und Softdrinks, das nicht nur in den Industrieländern „alarmierend“ sei. So habe sich der Anteil der übergewichtigen Kinder von 5 bis 19 Jahren zwischen 2000 und 2016 nahezu verdoppelt. In Deutschland habe der Anteil 2016 bei 26,6 Prozent gelegen – eine Steigerung um 37 Prozent im Vergleich zu 1990.
Schlechte Essgewohnheiten nehmen laut dem Report schon in den ersten Tagen im Leben eines Kindes ihren Anfang. Obwohl Stillen Leben retten könne, würden beispielsweise nur 42 Prozent aller Kinder unter sechs Monaten ausschließlich gestillt, kritisierte die UN-Organisation.
Zugleich habe der Verkauf von Babymilchpulver in Ländern mit mittlerem Einkommen – wie Brasilien, China, Türkei – deutlich zugenommen. Schuld daran sei vor allem ein „unangemessenes Marketing“. Auch nach dem sechsten Lebensmonat erhielten viele Babys die falsche Beikost, heißt es in dem Report.
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