Millionenschaden durch Schwarzmarkthandel mit Blutzucker-Teststreifen

Bielefeld – Der Schwarzhandel mit Blutzucker-Teststreifen über verbreitete Internetportale bedeutet für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) einen Schaden von bis zu 15 Millionen Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Heiko Burchert vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der Fachhochschule Bielefeld.
Laut der Untersuchung werden die Teststreifen in gängigen Online-Handelsportalen von privaten Verkäufern zum Kauf angeboten. Der durchschnittlich realisierte Verkaufspreis liegt demnach bei rund 18,50 Euro für eine Packung mit 50 Teststreifen. Dieser niedrige Wert ließe den Verdacht aufkommen, dass diese Teststreifen nicht zuvor selbst käuflich erworben worden seien, so Burchert. Er habe daher das Verkäuferverhalten im Internet seit längerer Zeit verfolgt.
Patienten und Pflege verkaufen Streifen weiter
Sein Fazit: „Unsere Untersuchungen belegen deutlich, dass die Versicherten, also die Diabetiker selbst, oftmals auch die Verkäufer sind.“ Weitere Verkäufergruppen finden sich „nahe am Diabetiker“ unter den Mitarbeitern von Pflegediensten und -heimen oder in diabetologischen Schwerpunktpraxen. Der Verdienst läge bei 200 bis hin zu 18.000 Euro pro Jahr.
Burchert will auch die Käufer benennen können: Neben den nicht insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern, die über ihre Krankenkasse keine Teststreifen erhielten, sondern sie selber kaufen müssten, seien es insbesondere Privatpatienten, die einen Tarif gewählt hätten, der die Erstattung der Teststreifen nicht vorsehe.
Der Experte für betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen im Gesundheitswesen fordert jetzt rechtliche Konsequenzen. „Wenn davon ausgegangen werden kann, dass aktuell knapp 13.000 private Verkäufer, Stand August 2017, jährlich rund 27,7 Millionen Teststreifen in Deutschland verkaufen, dann lässt sich darin auch ein ernster finanzieller Schaden für die gesetzlichen Krankenversicherungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro pro Jahr erkennen“, fasst er seine Berechnungen zusammen.
Der GKV-Spitzenverband äußerte sich bisher nicht zu den Erkenntnissen der Untersuchung.
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