Mit Oszillometrie nachgewiesene Arteriensteifigkeit scheint ein Prädiktor für Glaukom zu sein

Auckland – Eine vaskuläre Komponente wird bei der Entstehung eines Glaukoms seit längerem diskutiert. Sie erhält Auftrieb aus einer neuen Studie, bei der sich ein einfach messbarer Gefäßfaktor als mit einem inzidenten Glaukom assoziiert zeigte: die Arteriensteifigkeit (arterial stiffness). Die neuseeländische Publikation erschien in der Zeitschrift American Journal of Ophthalmology. (2024; DOI: 10.1016/j.ajo.2024.05.015).
Das Glaukom ist weltweit die zweithäufigste Ursache von Blindheit – nach der Katarakt und im Gegensatz zu dieser (der „Graue Star“ ist gut operierbar) irreversibel. Die Behandlung zielt auf eine Senkung des wichtigsten Risikofaktors, des erhöhten Augeninnendrucks ab. Dieser allein kann indes viele Krankheitsverläufe, vor allem beim Normaldruckglaukom (NTG, normal tension glaucoma), ätiologisch nicht erklären.
Grundlage der Untersuchung waren die in der ViDA-Studie (Vitamin D Assessment) erfassten Patienten – eine Langzeitstudie mit Patienten von 55 Allgemeinpraxen in Auckland, bei der es primär um den Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen geht.
Zu den dabei vorgenommenen Untersuchungen gehört die Ermittlung der Aortenpulswellengeschwindigkeit (aPWV) und der geschätzten karotid-femoralen Pulswellengeschwindigkeit (ePWV) sowie die Messung des Aortenpulsducks (aPP) mit der Oszillometrie. Diese Parameter wiederum erlauben Rückschlüsse auf die Arteriensteifigkeit.
Inkludiert waren 4.713 Studienteilnehmer im Durchschnittsalter von 66 Jahren, 58 % von ihnen waren männlichen Geschlechts. Das Follow-up betrug im Schnitt 10,5 Jahre. Ein inzidentes Glaukom galt in dem Kollektiv als vorliegend, wenn es während der Beobachtungsdauer zur erstmaligen Verschreibung von antiglaukomatösen Augentropfen (typischerweise der erste Therapieschritt bei neuentdeckten Glaukomen) oder eine entsprechende Diagnose eines ICD-10-Codes bei einer Krankenhausentlassung vorlag.
Zu einer solchen Glaukomdiagnose kam es während des Beobachtungszeitraumes bei 301 Personen. Die durchschnittliche Arteriensteifigkeit bei Baseline war errechnet aus dem aPWV 9,47 ± 1,74 (Standardabweichung [SD]) m/s und nach der ePWV 10,94 ± 1,73 m/s. Der durchschnittliche aPP wurde mit 68 ± 16 mmHg ermittelt.
Die Auswertung der genannten Gefäßparameter zeigte, dass mit jeder Zunahme des aPWV um eine Standardabweichung das Risiko eines inzidenten Glaukoms um 36 % anstieg – dass also eine Hazard Ratio (HR) von 1,36 (95-%-Konfidenzintervall [KI] 1,14-1,62) vorlag. Für jeden Anstieg der ePWV um eine Standardabweichung wurde eine HR, an Glaukom zu erkranken, von 1,40 (95-%-KI 1,14-1,71) errechnet.
Eine lineare Assoziation der aPP mit der Glaukomdiagnose wurde nicht gefunden. Personen, die sich bei der aPWV in der höchsten Quartile befanden, hatten eine HR für Glaukom von 2,62 (95-%-KI 1,52-4,52), jene in der höchsten Quartile bei der ePWV von 2,42 (95-%-KI 1,37-4,27).
Die Autoren resümieren: „Die arterielle Steifigkeit, die leicht und akkurat gemessen werden kann, könnte in der Praxis als Tool (bei der Routinemessung des Blutdrucks) helfen, um Menschen mit Glaukomrisiko zu identifizieren und ein therapeutisches Ziel bei der Verhinderung der Glaukomprogression sein.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: