Politik

Modellprojekt erprobt innovativen Ansatz zur Betreuung psychisch Kranker in Hausarztpraxen

  • Mittwoch, 29. November 2017

Hamburg/Frankfurt am Main – Den Nutzen eines gemeinschaftlichen Therapieansatzes von Arzt, medizinischer Fachangestellten und Patient unter Zuhilfenahme digitaler Helfer will ein Modellprojekt in Hessen ermitteln. Das Vorhaben wird vom Innovations­fonds finanziell gefördert. Partner sind die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam mit den Universitätskliniken Frankfurt, München und Hamburg, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen sowie dem Technikpartner Telepsy.

Das Konzept sieht vor, den Hausarzt als Begleiter von Patienten mit psychischen Erkran­kungen zu stärken und die Betroffenen in dieser schwierigen Situation individu­ell zu betreuen. „Unsere Studien zeigen, dass bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen ein starkes Dreierbündnis aus Hausarzt, medizinischen Fachangestellten und Patient besonders erfolgreich ist“, erläuterte Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität München, den Ansatz des Modell­projektes. 

Hausarzt im Zentrum

Der Hausarzt stelle dabei die Diagnose und starte die Behandlung. Die medizinischen Fachangestellten der Praxis unterstützten mit regelmäßigen Anrufen beide: den Patienten bei der Umsetzung der Übungen und den Arzt mit aktuellen Informationen zum Verlauf. „Wenn wir nun dieses Dreierbündnis mit digitalen Mitteln unterstützen, werden wir Ärzte mehr Zeit für das Eigentliche unseres Berufs bekommen, also für das vertraute Gespräch mit unseren Patienten“, so Gensichen.

Eine webbasierte Plattform soll die Arbeit des Dreierbündnisses aus Ärzten, medizini­schen Fachangestellten und Patienten im Rahmen eines sogenannten Blended-Care-Ansatzes unterstützen, indem das medizinische Personal dem Patienten im Verlauf der Behandlung Hilfsmittel wie diagnostische Testverfahren oder therapeutische Übungen in digitaler Form bereitstellt.

„Da 59 Prozent der Depressionsdiagnosen ausschließlich vom Hausarzt gestellt werden, ist die Chance groß, mithilfe der ‚Blended Therapy’ die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und die richtige Therapie zur rechten Zeit einleiten zu können“, sagte Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU). Der Hausarzt fungiere dabei als Lotse. „So kann die Primärversorgung einen entscheidenden Beitrag zu einer besseren und bedarfsgerechteren Versorgung von psychisch Kranken leisten“, betonte der Minister.

Im Rahmen des Projekts werden rund 2.000 Patienten das neue Versorgungsangebot nutzen können. Hierfür wird die TK mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen einen besonderen Versorgungsvertrag abschließen.

„Ärztliche Versorgung, ganz besonders, wenn es um das Erkennen und die Behandlung von psychischen Erkran­kungen geht, hat sehr viel mit Zuwendung, genauem Hinhören und einem stabilen Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu tun. Aus meiner Sicht ist es deshalb richtig und erfolgversprechend, dass der Hausarzt bei der Behand­lung der Patienten in diesem Modellprojekt von den medizinischen Fachangestellten unterstützt wird und diese den ganz engen, notwendigen Kontakt zum Patienten regelmäßig halten“, sagte Eckhard Starke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Hessen.

Nach einer einjährigen Vorbereitungszeit, die unter anderem für die technische Umsetzung der digitalen Anwendungen benötigt wird, können die ersten Patienten laut den Projektpartnern voraussichtlich Anfang 2019 im Blended-Care-Projekt betreut werden.

hil

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