Medizin

Modellrechnung deutet auf geringen saisonalen Effekt auf SARS-CoV-2-Aus­breitung hin

  • Montag, 9. März 2020
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Boston – Nach einer ersten Pandemiewelle mit SARS-CoV-2 wird es wahrscheinlich zu wiederholten Ausbrüchen im Winter kommen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health in einer edpidemiologischen Studie, die sie auf dem Preprint Server MedRxiv veröffentlicht haben.

Anhand einer Modellrechnung aus den USA könne man zudem ablesen, dass sich im Früh­jahr und Sommer die Epidemie nicht gemäß der Erwartungen verlangsamen wird, sagte Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, heute in der Bundespressekonferenz in Berlin.

Wie sich die Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in den kommenden Jahren entwickeln wird, hängt unter anderem von der Saisonalität, der Dauer der Immu­nität und der Stärke der Kreuzimmunität zu anderen menschlichen Coronaviren ab.

Anhand von Daten aus den Vereinigten Staaten haben die Forscher jetzt analysiert, wie diese Faktoren die Übertragung der menschlichen endemischen Coronaviren HCoV-OC43 und HCoV-HKU1 beeinflussen. Mit einem mathematischen Modell wurde anschließend die Übertragung von SARS-CoV-2 bis zum Jahr 2025 simuliert.

Die Beobachtungen der US-Forscher stimmen mit anderen Vorhersagen über den Aus­bruch von SARS-CoV-2 überein (Schwedische Studie auf MedRvix 2020). Bereits eine Stu­die (PrePrint) aus China hatte nahegelegt, dass die jahreszeitlichen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit unzureichend sein werden, um die Übertragung von SARS-CoV-2 zu ver­hindern (MedRvix 2020).

Aufgrund dieser komplexen Analysen von Infektionen mit verwandten Viren, forderte Drosten heute dazu auf, die Arbeitshypothese zur saisonalbedingten Variation zu ändern.

„Wir müssen wohl damit rechnen, dass wir trotz steigender Temperaturen direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen werden. Der saisonale Effekt war nicht so groß wie bei an­de­ren Erkältungsviren“, sagte er. Auch der Effekt auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit werde wahrscheinlich kleiner sein.

Drosten geht davon aus, dass sich die Basisreproduktionszahl im Frühjahr von etwa 3 auf 2 ½ reduzieren könnte. „Natürlich wird uns auch bei diesem Virus das Frühjahr und die Temperatur helfen. Man darf aber nicht erwarten, dass die Infektionswelle zum Stillstand kommt.“

gie

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