Ausland

Moderna warnt Europäer vor Verzögerung bei Impfstoff­auslieferung

  • Dienstag, 17. November 2020
Der Chef des US-Biotechnologieunternehmens Moderna, Stéphane Bancel. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Andrew Harnik
Der Chef des US-Biotechnologieunternehmens Moderna, Stéphane Bancel. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Andrew Harnik

Washington – Der Chef des US-Biotechnologie-Unternehmens Moderna, Stéphane Ban­cel, hat europäische Staaten vor Verzögerungen bei der Auslieferung seines Coronaimpf­stoffkandidaten gewarnt. Ein später Vertragsabschluss werde letztlich eine Auslie­ferung „verlangsamen“, sagte Bancel heute.

„Wir führen Gespräche, aber es gibt noch keinen Vertrag“, sagte Bancel mit Blick auf die EU-Kommission. „Eine Verspätung (beim Vertragsabschluss) wird nicht die Gesamtmenge begrenzen, aber es wird die Auslieferung verlangsamen. (...) Je länger sie warten, desto größer wird die Verzögerung.“

Moderna hatte gestern mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent besitzt. Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung in den kommenden Wochen. Bancel sagte, sollte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Impfstoff zulassen und es dann noch keinen Vertrag mit der EU-Kommission geben, würden die ersten Char­gen in andere Staaten geschickt.

„Die Zuteilung der ersten Lieferungen würde nicht Europa umfassen“, sagte der 48-jähri­ge Franzose. „Wir würden sie dann in die Schweiz, nach Japan, nach Israel, nach Kanada schicken, also in diejenigen Länder, die Bestellungen aufgegeben haben. Ich werde keine Produkte in Länder schicken, die nicht bestellt haben.“

Die EU-Mitgliedstaaten hatten die EU-Kommission im Frühjahr beauftragt, in ihrem Auf­trag Verträge mit Impfstoffherstellern auszuhandeln. Bancel sagte, bei 27 Mitgliedstaaten sei der Prozess naturgemäß „kompliziert“.

Als Gegenbeispiel nannte der Moderna-Chef Ka­nada: Zwischen den ersten Gesprächen und dem Vertragsabschluss seien „zwei Wo­chen“ vergangen. Moderna hat außerdem den USA 100 Millionen Impfdosen zugesagt. Die US-Regierung hat die Entwicklung von Impf­stoffen massiv finanziell gefördert.

Sobald der Impfstoff zugelassen sei, könne schnell mit der Auslieferung begonnen wer­den, sagte Bancel. „Wir haben bereits mehrere Millionen Impfdosen auf Lager.“ Bis Ende November dürften zehn Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, bis Jahresende 20 Millionen.

Bancel lobte die Operation-Warp-Speed der US-Regierung zur Entwicklung von Impf­stoff­en. „Das war eine der effektivsten Dinge.“ Während europäische Staaten klinische Studien von Moderna nicht finanziert hätten, habe die US-Regierung Geld zur Verfügung gestellt. „Zum Glück haben sie es gemacht, sonst hätten wir den Impfstoff nicht so schnell ent­wickeln können.“

afp

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