Politik

Monitoring-App soll Gesundheitsämtern die Nachverfolgung von Kontaktpersonen erleichtern

  • Donnerstag, 9. April 2020
/Syda Productions, stockadobecom
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Köln – Die Nachverfolgung von Kontakten gehört zu den wichtigsten Instrumenten bei der Eindämmung von SARS-CoV-2, ist aber auch extrem aufwendig. Eine neue App soll den Mitarbeitern der Gesundheitsämter bald das häusliche Gesundheitsmonitorung der Kontaktpersonen abnehmen. Dies berichtete Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig heute bei einer Pressekonferenz des Science Media Center.

„Die Kontaktpersonen müssen dann nicht mehr angerufen werden oder sich selbst per E-Mail melden“, erklärte Krause. Anstattdessen lädt sich die Kontaktperson eine App aufs Handy, die mehrmals täglich nach Beschwerden und der Temperatur fragt.

Steigt die Temperatur an oder treten bestimmte Symptome auf, dann wird diese Information in das Epidemie-Management-System SORMAS eingefüttert, welches das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung kürzlich um ein SARS-CoV-2-spezifisches Modul ergänzt hat. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes wird anschließend darüber informiert, dass er sich um diese Person kümmern muss. Wann genau das System aktiviert werde, stehe noch nicht fest, aber es solle „bald“ geschehen, wie Krause sagte.

Hälfte der Ansteckungen passiert vor Symptombeginn

Auch Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité plädierte dringend für eine höhere Effizienz bei der Fallverfolgung: „Es gibt neuere Zahlen, die besagen, dass fast die Hälfte des Infektionsgeschehens vor Symptombeginn passiert. Um auf eine Basisreproduktionszahl R0 unter 1 zu kommen, müsste man im Prinzip die andere Hälfte nach Symptombeginn komplett abschneiden.“

Dafür müsste ein symptomgerichtetes Kontakt-Tracing fast zu 100 Prozent effizient sein. „Das ist es nicht, das wissen wir, und deshalb müssen wir die Effizienz steigern“, sagte Drosten, „entweder durch elektronische Hilfsmittel oder auch mehr Personal“. Dabei könne es sich auch um temporär eingesetztes Personal handeln, auch eine breitflächige ent­sprechende Dienstleistung der Bundeswehr kann sich der Berliner Virologe vorstellen.

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