„Moralisches Versagen“: WHO-Chef Ghebreyesus kritisiert Pharmaunternehmen

Genf – Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat Pharmaunternehmen aufgefordert, ihre Preise für COVID-19-Medikamente zu senken.
Während die Unternehmen Rekordgewinne machten, verlangten sie für diese Medikamente Preise, die für arme Länder nicht erschwinglich seien, kritisierte Ghebreyesus gestern in Genf. Er sprach von moralischem Versagen. Tedros nannte keine Firma beim Namen.
Wegen des knappen Angebots und der hohen Preise könnten manche Länder die lebensrettenden Medikamente nicht kaufen. „Es ist nicht hinzunehmen, dass in der schlimmsten Pandemie innerhalb eines Jahrhunderts neuartige Behandlungsmöglichkeiten, die Leben retten können, nicht alle erreichen, die sie brauchen“, sagte Tedros.
Die WHO akzeptiere, dass Innovation bei den Pharmaunternehmen belohnt werden müsse. „Aber wir können keine Preise akzeptieren, die lebensrettende COVID-19-Medikamente nur für Reiche zugänglich machen und die für Arme außerhalb ihrer Reichweite bleiben. Das ist moralisches Versagen“, sagte Tedros.
Im April hatte die WHO nach mehreren anderen Mitteln das auch in Deutschland schon eingesetzte Medikament Paxlovid von der US-Firma Pfizer bei bestimmten Coronapatienten empfohlen.
Die Mittel können in der Frühphase einer SARS-CoV-2-Infektion vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Pharmaunternehmen bieten Medikamente in der Regel in drei Preiskategorien an, sodass Länder mit niedrigen Einkommen deutlich weniger dafür zahlen als reiche Länder.
Wie bei den ersten Coronaimpfstoffen im vergangenen Jahr haben sich aber viele reiche Länder mit Bestellungen einen Großteil der ersten Produktion der COVID-19-Medikamente gesichert, sodass zunächst wenig übrig geblieben ist.
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