Medizin

Morbus Parkinson: Narkolepsie­medikament GBH bessert Schlafeigenschaften

  • Dienstag, 7. November 2017
/dpa
/dpa

Zürich – Die zur Behandlung der Narkolepsie zugelassene Gammahydroxybuttersäure (GBH) hat in einer Phase-2-Studie in JAMA Neurology (2017; doi: 10.1001/jamaneurol.2017.3171) die Schlafstörungen von Patienten mit Morbus Parkinson verbessert. 

Viele Patienten mit Morbus Parkinson leiden unter Schlafstörungen, die mit einer Tagesmüdigkeit einhergehen und schwer zu therapieren sind. Angeregt durch eine frühere offene Studie, die bei 10 Patienten eine gute Wirkung erzielt hatte (Archives of Neurology 2008; 65: 1337–40), haben Schweizer Neurologen die Therapie jetzt erstmals in einer placebokontrollierten Studie an Patienten im Stadium Hoehn-Yahr II/III erprobt, die über Schlafstörungen mit Tagesschläfrigkeit (Epworth Sleepiness Scale > 10 Punkte) geklagt hatten.

Die Patienten verbrachten zunächst eine Nacht im Schlaflabor, wo Fabian Büchele vom Universitätsspital Zürich und Mitarbeiter bei 5 der 18 Patienten ein Schlafapnoe-Syndrom diagnostizierten. Diese wurden von der Teilnahme an der Studie ausge­schlossen, da GBH eine Atemdepression verursachen kann. Die Neurologen prüften außerdem, dass keiner der Patienten an einer Depression litt, einer weiteren Gegen­anzeige gegen das potente Narkotikum. Nachdem ein Patient die Zustimmung verweigert hatte, wurden 12 Patienten in einer doppelblinden Cross-Over-Studie über sechs Wochen mit GBH oder Placebo behandelt.

Die Patienten erhielten das Medikament jeweils zur Bettzeit und 2,5 bis 4 Stunden später. Nach Abschluss der Behandlung wurden die Schlafeigenschaften erneut unter­sucht. Primärer Endpunkt war die Schlaflatenz. Dies ist die Zeit bis zum ersten REM-Schlaf. Sie ist bei Patienten mit extremer Tagesschläfrigkeit verkürzt. Die Behandlung mit GBH führte laut Büchele zu einer signifikanten Verlängerung der Schlaflatenz. In der Polysomnographie war die Tiefschlafphase („N3“ und slow wave energy) signifikant verlängert, und auch die subjektiven Angaben der Patienten in der Epworth Sleepiness Scale zeigten an, dass GBH den Schlaf der Parkinsonpatienten verbessert hatte.

Insgesamt 8 der 12 Patienten sprachen laut Büchele auf die Behandlung an. 2 weite­re Patienten, die nicht von der Behandlung profitiert hatten, entwickelten im Verlauf der Studie eine obstruktive Schlafapnoe. Bei einem anderen Patienten wurde in der abschließenden Polysomnographie eine Parasomnie (nicht erholsamer Schlaf) entdeckt. Die Behandlung ist deshalb nicht ohne Risiken. Sie dürfte auf Kliniken beschränkt bleiben, die Erfahrung mit GBH haben und über ein Schlaflabor verfügen. Die placebokontrollierte Studie liefert zwar erstmals eine Klasse-1-Evidenz für die Behandlung, angesichts der kleinen Teilnehmerzahl hält Büchele eine Bestätigung durch weitere Studien jedoch für wünschenswert.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung