Medizin

MRSA: Resistente Keime überleben jahrelang in Haushalten

  • Dienstag, 10. März 2015
Uploaded: 05.06.2014 17:25:44 by mis
dpa

Chicago – Viele gesunde Mitbewohner von Patienten, die außerhalb von Kliniken eine komplizierte MRSA-Infektion erworben hatten, tragen den Problemkeim auf ihrer Haut. Eine Studie in mBio (2015; 6: e00054-15) zeigt, dass die Erreger jahrelang in Haushalten überleben können.

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), die ursprünglich nur auf Intensiv­stationen von Krankenhäusern beobachtet wurden, haben sich in den letzten Jahren auch außerhalb von Kliniken ausgebreitet. Der Anstieg dieser CA-MRSA-Fälle geht in den USA auf wenige MRSA-Klone zurück, die den Virulenzfaktor PVL exprimieren. An erster Stelle steht der Klon USA300, der zusammen mit USA400 für die überwiegende Mehrzahl aller CA-MRSA-Erkrankungen verantwortlich ist.

Die meisten CA-MRSA-Erkrankungen treten sporadisch auf, und es war lange Zeit unklar, wo der Erreger sein Reservoir hat. Vor drei Jahren konnte ein Team um Loren Miller von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles zeigen, dass die Hälfte aller gesunden Mitbewohner von CA-MRSA-Erkrankten den Problemkeim ebenfalls auf ihrer Haut tragen (Clin Infect Dis. 2012;: 1523-1535). Für die aktuelle Studie ließ das Team in 21 Haushalten das komplette Erbgut von 146 USA300 MRSA sequenzieren, die bei den Erkrankten und Mitbewohnern isoliert worden waren. Die Haushalte befanden sich in Chicago und Los Angeles.

Die Ergebnisse der Genom-Analyse wurden benutzt, um genetische Stammbäume der Erreger aufzustellen. Die Analyse ergab, dass die USA300 MRSA-Stämme innerhalb der einzelnen Haushalte genetisch mehr übereinstimmten als Isolate aus verschiedenen Haushalten. Das Team um Michael David von der Emory Universität in Atlanta schließt darauf, dass die Erreger nicht von den Patienten in die Familie hineingetragen wurden, sondern dort bereits vorher längere Zeit vorhanden waren. Nach ihren Berechnungen müssen sie 2,3 bis 8,3 Jahre in den Haushalten existiert haben, bevor es dann bei einem Träger zu einer Infektion kam.

David hält es nicht für ausgeschlossen, dass auch Haustiere oder andere Lebewesen in der Wohnung MRSA übertragen können. Der Forscher könnte sich vorstellen, dass eine gezielte Bekämpfung der Keime in den betroffenen Familien einen Beitrag zur Eradi­kation von USA300 MRSA leisten könnte. Der genetische Vergleich mit bekannten Genom-Analysen ergab, dass der Keim vermutlich Mitte der 1990er Jahre eine Resistenz gegen Fluorochinolone erworben hat und sich in vielen Regionen des Landes ausge­breitet hat. Die Verbreitung ist laut David nicht gleichmäßig.

In Los Angeles, San Diego und New York City werde er häufiger beobachtet als in Chicago, berichtet David. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts ist USA300 in Deutschland relativ selten. Der Anteil an allen MRSA betrug 2010/11 in einer multizentrischen Studie nur 0,6 Prozent.

rme

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