Multiples Myelom: Carfilzomib verbessert Behandlungsergebnisse
Scottsdale – Der Proteasom-Inhibitor Carfilzomib kann in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason das progressionsfreie Überleben von Patienten mit rezidiviertem mMultiplem Myelom verlängern. Das kam in einer Phase-3-Studie heraus, die auf der Jahrestagung der American Society of Hematology in San Francisco vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2014; doi: 10.1056/NEJMoa1411321) publiziert wurde. In den USA wurde Carfilzomib als Kyprolis bereits vor zwei Jahren zugelassen. Auch in Europa dürfte zehn Jahre nach Velcade erneut ein Proteasom-Inhibitor vor der Einführung stehen.
An der ASPIRE-Studie hatten in Nordamerika, Europa und Israel insgesamt 792 Patienten mit symptomatischem multiplem Myelom teilgenommen, bei denen es unter einer früheren Therapie zu einem Fortschreiten der Erkrankung oder nach einer Remission erneut zu einer Tumorprogression gekommen war. Zwei Drittel der Patienten waren zuvor mit Bortezomib behandelt worden.
Eine Standardbehandlung in dieser Situation ist die Kombination aus Lenalidomid und Dexamethason, die auch die Hälfte der Teilnehmer der ASPIRE-Studie erhielten. Die andere Hälfte erhielt zusätzlich eine Behandlung mit Carfilzomib. Das Derivat des Antibiotikums Epoxomicin hemmt wie Bortezomib in der Zelle den Abbau von verbrauchten Proteinen in Proteasomen, was zum Zusammenbruch des Stoffwechsels und zum Absterben von Tumorzellen führt.
Carfilzomib wurde von der US-Arzneibehörde FDA bereits im Juli 2012 aufgrund der Ergebnisse einer offenen Studie an 266 Patienten mit rezidiviertem multiplem Myelom zugelassen. Obwohl die Patienten bereits zwei oder mehr Therapien, einschließlich Bortezomib und Thalidomid erhalten hatten, kam es unter der Monotherapie mit Carfilzomib bei 23 Prozent zu einer Remission, die median über 7,8 Monate anhielt. Die FDA knüpfte die Zulassung an die Bedingung einer Phase-3-Studie, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
In der ASPIRE-Studie erhöhte Carfilzomib den Anteil der Patienten, die eine Remission erzielten, von 66,9 auf 87,4 Prozent. Mit 31,8 gegenüber 9,3 Prozent erzielten mehr als dreimal so viele Patienten eine Vollremission. Carfilzomib verlängerte das progressionsfreie Überleben von 17,6 auf 26,3 Monate. Keith Stewart von der Mayo Clinic in Scottsdale und Mitarbeiter errechnen eine Hazard Ratio auf Progression oder Tod von 0,69, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,57 bis 0,83 signifikant ausfiel.
Auch die 24-Monats-Überlebensrate konnte von 65,0 auf 73,3 Prozent verlängert werden, so dass laut Stewart eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit möglich ist: Derzeit sind unter der Dreiertherapie Carfilzomib noch 87,1 Prozent am Leben gegenüber 66,7 Prozent in der Vergleichsgruppe.
Die unter der Zweierkombination erhebliche Therapietoxizität wurde durch den Zusatz von Carfilzomib nicht weiter gesteigert. Der Anteil von Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höheres stieg „nur“ von 80,7 auf 83,7 Prozent an. Der Anteil der Patienten, die die Studie abbrachen, war mit 15,3 versus 17,7 Prozent der Patienten sogar etwas geringer und die Patienten äußerten sich in einem Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität sogar positiver als unter der Zweierkombination.
Die Ergebnisse der Studie bilden die Grundlage für einen Zulassungsantrag, den der Hersteller im nächsten Jahr auch in Europa stellen will.
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