Multiples Myelom: Risikofaktor für krebsspezifische Mutation entdeckt

Heidelberg – Eine Genvariante für das Protein Cyclin D1 könnte das Risiko für eine bestimmte Mutation erhöhen, die zum Multiplen Myelom führt. Das berichten Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Institute of Cancer Research in London in Nature Genetics (DOI:10.1038/ng.2583).
Das Multiple Myelom ist eine Erkrankung der Antikörper produzierenden Immunzellen. Bei einer Gruppe der Myelome sind bestimmte Erbgutabschnitte vervielfältigt, bei einer anderen sind typischerweise ganze Chromosomenabschnitte umgelagert, es handelt sich um so genannte Translokationen. Unter der Leitung von Kari Hemminki aus dem DKFZ und Hartmut Goldschmidt von der Medizinischen Klinik Heidelberg untersuchte das Forscherteam aus Heidelberg und London, ob die Gründe für diese Chromosomenveränderungen möglicherweise im Erbgut der Zellen selbst zu finden sind.
Die Forscher zogen dazu zwei große Erbgutanalysen heran, in denen sie bereits 2011 bei insgesamt über 1.600 Patienten mit multiplem Myelom charakteristische Veränderungen analysiert hatten. Diese führten sie mit Daten zu den chromosomalen Veränderungen der Tumorzellen zusammen. Sie verglichen, ob bestimmte vererbte genetische Varianten in einzelnen Untergruppen des Myeloms häufiger vorkommen als bei den übrigen Fällen der Erkrankung. Solche Varianten, auch single nucleotide polymorphisms (SNPs) genannt, besitzen an sich noch keinen Krankheitswert.
Für einen einzigen unter den etwa 400.000 untersuchten SNPs fanden die Wissenschaftler eine hochsignifikante Korrelation mit einer der charakteristischen Erbgutumlagerungen beim multiplen Myelom: In diesen Tumorzellen sind bestimmte Abschnitte von Chromosom 11 auf Chromosom 14 umgelagert (11;14-Translokation). Etwa 15 Prozent der multiplen Myelome weisen diese Anomalie auf, die durch eine Überproduktion von Cyclin D1, einem Schlüsselregulator der Zellteilung, gekennzeichnet ist.
Die Wissenschaftler errechneten, dass Träger der häufigeren der beiden „Schreibweisen“ ein doppelt so hohes Risiko haben, an einem Multiplen Myelom mit der (11;14)-Umlagerung zu erkranken. „Eine so starke Korrelation zwischen der spezifischen Schreibweise des Cyclin D1 und der Translokation legt nahe, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen besteht“, sagte Niels Weinhold von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, der Erstautor der Untersuchung.
„Bisher ging man immer davon aus, dass Chromosomenanomalien bei Krebs nach dem Zufallsprinzip entstehen. Wir haben hier erstmals einen starken Hinweis dafür gefunden, dass eine bestimmte Schreibweise eines Gens eine spezifische Umlagerung von Chromosomenabschnitten bedingt“, so Hemminki.
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